Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Spagat in der Bildung
Inzidenz hoch, Impfquote niedrig. Thüringen im Herbst des Jahres 2021 macht subjektiv gesehen keinen viel besseren Eindruck als im Herbst 2020. Corona schlägt kurz vor den Herbstferien mit voller Wucht zurück – und wird zum Stresstest für die Koalition aus Linken, SPD und Grünen.
Die einen wollen eine generelle Testpflicht (SPD), die anderen lehnen das kategorisch ab (Linke) und der dritte Partner hält ein verpflichtendes Testangebot (Grüne) für die richtige Lösung. Und in der Zwischenzeit? Das Coronavirus darf sich munter in den Schulen verbreiten und wo es sich sonst noch überall wohlfühlt. Eltern stehen täglich vor der bangen Frage: Kann ich mein Kind in die Schule oder den Kindergarten schicken? Schließlich ist die Chance auf eine coronabedingte Quarantäne lange nicht so gut gewesen, wie derzeit. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Gesundheitsämter mit ihren Anordnungen machen, was sie wollen.
Das Bildungsministerium verweist zu Recht auf das Recht auf Bildung für Abertausende Schülerinnen und Schüler im Land und das Frühwarnsystem, das in mehreren Stufen zu treffende Maßnahmen aufzeigt. Allerdings: Ein verpflichtendes Testangebot an Schulen sieht es bisher nicht von der Basisstufe an vor. Denn klar ist: Das Land müsste diese Kapazitäten schaffen und auch bezahlen. Weil dieser Vorschlag der Grünen am Mittwoch auf den Tisch kommen wird, dürfte die Spd-haltung spannend werden. Deren Finanzministerin wäre in der Pflicht, sofern es zu einer Einigung kommt.
Daneben bleibt aber die Verantwortung des Bildungsministers bestehen, den Spagat zwischen Infektionsrisiko und Recht auf Bildung endlich hinzubekommen. Schafft Helmut Holter hier nicht bald Ruhe, dann steht die Frage zu beantworten, wer eigentlich dieses Ministerium leitet.