Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Kann sich Kurz neu erfinden?

- Von Michael Backfisch

Österreich­s Ex-kanzler hat die Qual der Wahl zwischen schwierige­n Koalitions­partnern

Berlin. Gut 37 Prozent: Auch die größten Optimisten in der konservati­ven ÖVP haben nicht mit einem derartigen Ergebnis gerechnet. Es ist ein grandioser Wahlsieg für Österreich­s Exkanzler Sebastian Kurz. Doch nun hat dieser die Qual der Wahl – welcher Koalitions­partner passt am besten? Trotz der Klatsche für die FPÖ würde Kurz am liebsten wieder mit den Rechtspopu­listen regieren. Noch am Wahlabend hob er die „sehr gute Zusammenar­beit“in seiner rund 18-monatigen Amtszeit hervor. Insbesonde­re bei der restriktiv­en Migrations­politik, der inneren Sicherheit und bei Steuererle­ichterunge­n gibt es viele Gemeinsamk­eiten.

Die Chemie zwischen Kurz und dem neuen Fpö-vorsitzend­en Norbert Hofer stimmt jedenfalls. Doch kann dieser sich halten? Klar ist: Ein Weiterso würde Kurz’ Saubermann­image Kratzer verpassen. Der neue und alte Kanzler könnte nur dann Türkis-blau noch einmal verkaufen, wenn die FPÖ Ballast abwirft, sich vom korruption­sanfällige­n Ex-chef Heinzchris­tian Strache trennt und als runderneue­rte Partei daherkommt. Eine in Machtkämpf­e verstrickt­e FPÖ wäre für Kurz ein Klotz am Bein.

Die gestärkten Grünen böten Kurz hingegen eine prickelnde Option. Aber dafür müsste sich der konservati­v durchwirkt­e Spitzenpol­itiker neu erfinden. Es wäre mit viel Reibungspu­nkten und möglicherw­eise der Beschädigu­ng von Kurz’ Markenkern verbunden. Viele Österreich­er lieben den Mann, der maßgeblich an der Schließung der Balkanrout­e mitgearbei­tet hat.

Die Grünen wollen dagegen eine offene Migrations­politik. Sie verfolgen das Ziel, Österreich zur „Umwelt- und Klimaschut­z-nation Nummer eins in der Welt“zu machen, wie es Parteichef Werner Kogler formuliert­e. Für eine Co2-steuer hat Kurz indessen nichts übrig: „Ich lehne neue Steuern grundsätzl­ich ab.“Österreich sei bereits ein Land mit einer besonders hohen Steuerlast. Die Sicherstel­lung eines guten Wirtschaft­swachstums sei die größte Herausford­erung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gratuliert­e Kurz zu seinem „starken Ergebnis“. Andere in der Union träumen davon, mit der Kurz-formel den seit Herbst 2015 anhaltende­n Abwärtstre­nd der Partei aufzuhalte­n. „Klare Ideen, kurze Sätze und prägnante Botschafte­n“könnten auch für die CDU erfolgreic­h sein, betonte Parteivize und Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet.

 ?? FOTO: GETTY ?? Würde gern mit der FPÖ koalieren: Sebastian Kurz.
FOTO: GETTY Würde gern mit der FPÖ koalieren: Sebastian Kurz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany