Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Jeder vierte Polizeianwärter schafft seine Ausbildung nicht
34 dürfen zu Nachprüfungen antreten. Polizeigewerkschaft fordert sechs Monate längere Ausbildungszeit
Meiningen. Die Ausfallquote bei der Polizeiausbildung in Thüringen ist weiterhin hoch. Wenn kommenden Montag Anwärter zu Polizeimeistern oder Kommissaren ernannt werden, hat jeder vierte von ihnen das Ausbildungsziel nicht erreicht. Nur 118 Polizeianwärterinnen und Anwärter, die vor zwei Jahren ihre Ausbildung für den mittleren Dienst in Meiningen begonnen haben, sind erfolgreich, teilte das Innenministerium auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Sie können in die Dienststellen versetzt werden.
Zu diesen Absolventen kommen fünf weitere Anwärter hinzu, die ein Jahr länger, also drei Jahre, für ihre Ausbildung benötigten sowie zwei Beamte, die in der Sportfördergruppe der Polizei qualifiziert wurden. Ein künftiger Polizist für den mittleren Dienst wechselte vom Bachelorstudium in die normale Ausbildung.
Insgesamt 29 Anwärter für den mittleren Dienst und fünf Bachelorstudenten für die Kommissarslaufbahn erhalten in den kommenden Wochen eine zweite Chance. Sie dürfen eine Prüfung wiederholen oder müssen zur Nachprüfung antreten.
Am Montag werden auch 47 Kommissarinnen und Kommissare nach erfolgreichem Studium ernannt. 25 von ihnen sind Seiteneinsteiger, waren also Polizeineulinge zu Beginn ihres dreijährigen Studiums. 22 schaffen mit dem Bachelor den Aufstieg vom mittleren zum gehobenen Dienst.
Damit kann Innenminister Georg Maier (SPD) am Montag in Meiningen insgesamt 173 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen ihre Ernennungsurkunden überreichen. Wirklich neue Polizisten in den Dienststellen sind aber nur 151 Beamtinnen und Beamte, weil die 22 Aufstiegsbeamten bereits zu Beginn ihres Studiums der Polizisten angehörten.
Mit der Ausbildung begonnen haben in den beiden Lehrgängen für den mittleren und den gehobenen Dienst nach Informationen dieser Zeitung insgesamt 196 Anwärter.
Die Gewerkschaft der Polizei (GDP) spricht sich für eine längere Ausbildung im mittleren Dienst von künftig zweieinhalb Jahren aus. Derzeit werden Polizisten in Thüringen zwei Jahre auf ihren Dienst vorbereitet.
Auch der ehemalige Leiter des Bildungszentrums der Polizei, Thomas Ley, befürwortet eine längere Ausbildung.
Mit den aktuellen Zahlen vergrößere sich auch dieses Jahr wieder die Schere zwischen den Neuzugängen bei der Polizei und den ausscheidenden Beamten, kritisiert Cdu-innenpolitiker Raymond Walk. Damit werde der Personalabbau erneut nicht gestoppt. Eine längere Ausbildung sieht er skeptisch. Die bestehende sei in ihrer Form gut. Allerdings sei zu prüfen, ob immer die richtigen Schwerpunkte gesetzt sind.
Als absolut richtig bezeichnet es Grünen-fraktionschef Dirk Adams, dass nur die besten Anwärter die Ausbildung als Thüringer Polizist bestehen. Damit würden hohe Standards gesetzt und die Professionalität der späteren Beamten garantiert.