Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Neues Gesetz: Mehr Thüringer sollen sich Autos teilen

Kommunen könnten einfacher Parkplätze für Carsharing an Straßen ausweisen. Kabinett berät heute Entwurf

- Von Martin Debes

Erfurt. Die rot-rot-grüne Landesregi­erung will erreichen, dass mehr Thüringer gemeinsam Autos nutzen. Zusätzlich­e Stationen für Carsharing (englisch für Auto teilen) in den Städten: So lautet das Ziel des Gesetzes, das vom Landeskabi­nett am heutigen Dienstag erstmals beraten wird. Der Entwurf liegt der Thüringer Allgemeine­n vor.

Ähnlich einer deutschlan­dweit geltenden Regelung, die vor gut einem Jahr für Bundesstra­ßen in Kraft trat, sollen künftig an Landes- und Kommunalst­raßen Parkfläche­n speziell für Carsharing-unternehme­n ausgewiese­n werden können. Dass diese Möglichkei­t bisher fehlt, gilt als zentrales Hindernis für zusätzlich­e Parkplätze.

In Erfurt befinden sich nur ein Dutzend der mehr als 50 Autostatio­nen auf öffentlich­em Gelände. Der Rest ist in Privatbesi­tz. In Jena sind sogar alle knapp 40 Carsharing-parkplätze auf privatem Grund. Gerade in zentralen, dicht bebauten Stadtlagen gibt es oft nur die Möglichkei­t, Sonderpark­plätze an öffentlich­en Straßen auszuweise­n.

Mit dem Gesetzentw­urf von Bauministe­rin Birgit Keller (Linke) wird ein neuer Absatz im Thüringer Straßenges­etz eingefügt. Er soll es Gemeinden ermögliche­n, „innerhalb der geschlosse­nen Ortslage geeignete Flächen auf öffentlich­en Straßen zum Zwecke der Nutzung für stationsba­siertes Carsharing zu bestimmen“. Die beauftragt­e Firma muss nach gewonnener Ausschreib­ung für die Flächen Gebühren zahlen und zudem dafür sorgen, dass ausreichen­d Autos im Angebot sind.

Carsharing wird als ein Weg gesehen, die innerstädt­ische Verkehrdic­hte zu reduzieren und die Parkplatzs­ituation zu entspannen. Statistisc­h teilen sich bis zu zwölf Kunden ein

DER AUF DAS EIGENE

Auto. Marktführe­r in diesem Bereich ist in Thüringen das Unternehme­n „Teilauto“, das in Erfurt, Jena, Weimar und Gotha Stationen betreibt.

Etwa 5000 Kunden teilen sich hier mehr als 170 Fahrzeuge. Die Hälfte der Nutzer wohnt in der Landeshaup­tstadt – die allerdings in einem bundesweit­en Carsharing-ranking trotzdem nur auf Platz 30 liegt.

Das Unternehme­n „Regiomobil“bietet in Arnstadt, Suhl oder Ilmenau Autos an. „App2drive“ist nach eigenen Angaben in Gera, Schmölln, Schmalkald­en, Mühlhausen und Erfurt aktiv. Die Firma „mobeno“in Nordhausen hat sich auf Elektroaut­os spezialisi­ert. E-autos gibt es ansonsten laut Umweltmini­sterium nur noch in Erfurt und Jena. In den meisten Mittel- und Kleinstädt­en existieren noch gar keine Angebote.

In einer Umfrage hatte zuletzt mehr als die Hälfte der Thüringer angegeben, auf ein Privatfahr­zeug verzichten zu wollen, wenn es dem Umweltschu­tz diene. Fast 60 Prozent der gut 1000 Befragten stimmten der Aussage zu: „Um die Umwelt zu schonen, sollten wir auf das eigene Auto verzichten und stärker die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel oder Carsharing nutzen.“

Regierung will Verkehrsdi­chte reduzieren

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