Algen als Alleskönner
Man kann sie essen, aus ihnen aber auch Schuhe machen, und sie lassen Autos fahren
Im Labor ist es sehr hell und sehr laut. Grelles weißes Licht bescheint große Glassäulen. Darin blubbern und gluckern Flüssigkeiten. Manche sind grün, rot, gelb, andere orange oder braun. Hier werden Algen angebaut! Das macht die Forscherin Carola Griehl mit ihrem Team. Sie kennt sich vor allem mit winzig kleinen Algen sehr gut aus. „Die kann man nur erkennen, wenn sich viele Algen zusammenlagern“, erklärt die Forscherin.
Die Forschenden im Algenlabor von Carola Griehl untersuchen, wie viel Licht die pflanzenartigen Lebewesen brauchen. Sie wollen wissen, welche Nahrung Algen mögen und wie sie sich vermehren. Das herauszubekommen ist nicht nur spannend, sondern auch nützlich. Denn aus Algen können verschiedene Dinge hergestellt werden.
Algenforschung ist wichtig, erklärt die Expertin: „Um die Ressourcen ersetzen zu können, die in Zukunft fehlen werden, wie Erdöl.“Erdöl wird zum Beispiel zur Herstellung von Nagellack, Plastik oder Kraftstoff verwendet. Allerdings ist Erdöl ein Rohstoff, der irgendwann aufgebraucht ist. Algen hingegen wachsen immer wieder nach. Man kann nicht nur Kraftstoff aus Algen herstellen, erklärt Carola Griehl. „Aus Algen werden schon T-Shirts hergestellt.“Oder auch Schuhe. Aber wie kommen die Algen in die Glassäulen? Es beginnt mit einer Wasserprobe. Die bringt die AlgenExpertin zum Beispiel aus ihrem Urlaub am Meer mit. Auch wenn man es nicht sieht, befinden sich in diesen Proben viele verschiedene Algenzellen. Schon ein Tropfen reicht dafür aus. Er wird in eine kleine Schale gegeben.
Damit sich die Algen in der Schale vermehren können, bekommen sie Wasser, Licht, das Gas Kohlenstoffdioxid und Nahrung. Wenn alles passt, ziehen sie nach einiger Zeit in ein größeres Glas um. Dort bekommen sie flüssige Nahrung und werden wie in einer Wiege hinund hergeschaukelt. Das macht man, damit alle Algen gleich viel Nahrung und Licht abbekommen.
Sobald die Algen wieder ein Stück herangewachsen sind, geht es für sie in eine der Glassäulen. Dort können sie gut weiterwachsen. Dabei entstehen sehr viele neue Algenzellen. Das erkennt man an der meist grünen Wasserfarbe. Ist die Farbe dunkel genug, kann man die
Algenzellen ernten. Dafür lässt man die Flüssigkeit durch einen Filter laufen, so ähnlich, wie wenn man Filterkaffee macht. Darin bleibt ein feuchter Matsch zurück. Den kann man trocknen und zu Pulver verarbeiten. So erhält man einen nützlichen Rohstoff.
Algen verdanken wir unser Leben auf der Erde
Als die Erde entstanden ist, gab es die Luft noch nicht, die wir heute atmen. Vor vielen Millionen Jahren begannen Blaualgen mit einem komplizierten Vorgang.
Aus Licht, Wasser und dem Gas Kohlenstoffdioxid erzeugten sie das Gas Sauerstoff.
Dieser Vorgang wird als Fotosynthese bezeichnet. Die giftige Umgebungsluft von damals wurde dadurch lebensfreundlicher. „Algen haben also Sauerstoff in die Atmosphäre gebracht und das Leben ermöglicht“, sagt die Algenexpertin Carola Griehl.
Sauerstoff ist ein Teil der Luft, den Menschen, Tiere und Pflanzen zum Leben brauchen. Noch heute produzieren Algen die Hälfte des Sauerstoffs auf der Welt.
Übrigens: Blaualgen sind eigentlich Bakterien. Manchmal wachsen davon allerdings zu viele in Gewässern. Dann sollte man auf keinen Fall dort baden! Manche können für uns ungesund sein. dpa