LESERBRIEFE
Angst ist in diesem Konflikt ein schlechter Ratgeber:
In den letzten Tagen gab es wieder vermehrt Leserbriefe, die eine Waffenlieferung an die Ukraine kritisierten. Und dann gibt es da den offenen Brief vieler Prominenter an Olaf Scholz, die wegen der Waffenlieferungen einen dritten Weltkrieg befürchten. Ich kann ihre Angst durchaus nachvollziehen. Aber damit unterstützen sie Putins Narrative. Was ist denn die Alternative, wenn der Westen die Ukraine nicht unterstützt? Russland gewinnt diesen Krieg und wird ein genauso korruptes, verbrecherisches Unterdrückungsregime installieren wie bei sich, in Belarus oder in Syrien. Natürlich müssen Verhandlungen zur Beendigung dieses Krieges Vorrang haben. Aber wie es aussieht, ist Putins Regime nicht an Verhandlungen interessiert, wenn es nicht die Bedingungen diktieren kann. Nicht der Westen eskaliert den Konflikt, sondern Russland. Nicht die Nato ist in Russland eingefallen, sondern Russland hat die Ukraine überfallen. Wenn Putin nicht Einhalt geboten wird, wird er weitere souveräne Staaten überfallen. Nun schürt Russland weiter Angst vor dem dritten Weltkrieg und dem Einsatz von Atomwaffen. Wir dürfen nicht aus Angst die falschen Entscheidungen treffen. Unsere Freiheit wird auch in der Ukraine verteidigt.
Dietmar Lettau, Erfurt
Europa sollte Putin ein Ultimatum stellen:
Ich wollte mich mal zu den schlimmen Taten des Herrn Putin äußern, und warum es hier in der EU keine findigen Köpfe gibt, die dem Wort „Spezialoperation“etwas entgegensetzen können. Die Ukraine muss ohne Wenn und Aber vor dem Aggressor geschützt werden. Europa ist stark genug, auch dem Herrn Putin ein Ultimatum zu stellen. Siegfried Kollatz, Erfurt
Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um:
Politiker wetteifern förmlich mit oft und merkbar hasserfüllten unqualifizierten Vorschlägen, wie man die bösen Russen wirtschaftlich und militärisch in die Unbedeutsamkeit treiben kann. Diplomatie ist und war schon vor der Eskalation ein Fremdwort, dafür nur Androhungen zu vernichtenden Sanktionsund Abschreckungsmaßnahmen. Die Ausdehnung der Nato gegen Osten ist nun durch den schrecklichen Krieg gestoppt worden, obwohl das ohne Krieg mit einem Verzicht zur Aufnahme der Ukraine in die Nato möglich war. Unter Führung von Amerika beteiligt sich nun vorrangig Deutschland an einem Wirtschafts- und unbestreitbaren Stellvertreterkrieg der Nato gemeinsam mit Amerika gegen Russland. Deutsche Panzer wiederholt gegen Russland zu schicken, ist für mich ein politisches Verbrechen. Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um. Von dieser sprichwörtlichen Möglichkeit kann sich wohl kein beteiligter Staat ausnehmen. Geht es nicht in die politischen Köpfe, dass auf mehr und größere Waffen jeweils ein Boomerang bis zu einem Atomkrieg kommen kann? Da gibt es in der heutigen Zeit keine Einbahnstraße mehr. Am weiteren Tod und der Zerstörung hat letztendlich auch die Politik ihren Anteil, überdies spaltet sie auch die Gesellschaft.
Peter Fuhrmann, Mühlhausen
Zum Beitrag „Putin droht Unterstützern der Ukraine“(28.4., S. 6): Etliche Nato-Länder schicken jetzt schwere Waffen an die Front. Die USA wollen „Himmel und Erde” (Austin) in Bewegung setzen, damit Kiew den Krieg gewinnt. Russland wird kein Interesse haben, dass diese Waffen den Zielort erreichen. Sollte die Nato mit Waffengewalt die Transporte absichern, sind wir mitten im Krieg. Die Warnung von Putin folgte prompt: „Wir haben alle Instrumente und wir werden nicht prahlen. Wir werden sie anwenden, wenn es nötig ist.“Russland hat sich mit einem großen Knall vom Westen verabschiedet. Der Schaden ist schon jetzt für alle Beteiligten immens. Ich hoffe, die Politiker sind sich ihrer Verantwortung bewusst und erkennen die Realität an. In Ramstein haben 42 Länder die Führungsrolle der USA „anerkannt und begrüßt“. Rund 150 Länder taten das nicht.
Gunnar Riedel, Bad Frankenhausen
Zum Beitrag „Kritik an Aussagen Ramelows“(30.4., S. 3):
Putin hat genug Waffen und wird irgendwann die Gaslieferung zur weiteren Destabilisierung der EU ohnehin einstellen. Was soll dann der Vorschlag Ramelows zur weiteren Eskalation anstelle einer Deeskalation? Die permanenten Waffenlieferungen an die Ukraine kosten das Leben vieler Ukrainer und Russen und nicht das der Anführer der Kriegsparteien. Als Ziel sollte allein die Beendigung des Krieges zur Diskussion stehen. Dazu gehört auch die verbale Abrüstung als Voraussetzung dafür, dass der Andere die Bereitschaft zu neuem Denken aufbringen kann, damit neue Lösungen gefunden werden können, die aber sicherlich nicht im Interesse der Waffenindustrie sind. Der Krieg ist nebenbei auch ein Geschäft. Die einen zahlen es mit ihrem Leben und die anderen mit ihren Steuern. Steuern, die für eine soziale Aufrüstung in der ganzen Welt fehlen. Hartmut Trier, Drei Gleichen
Zum Leserbrief „Dieser Krieg ist ein Stellvertreterkrieg“(30.4., S. 4): Dieser Krieg ist kein Stellvertreterkrieg. Er ein Krieg zwischen zwei Systemen. Wir wollen mal hoffen, er eskaliert nicht. Leider ist er auch ein Krieg zwischen Menschen wie du und ich. Aus Feinden werden nie Freunde, auch wenn man sich dies über all die Jahre hinweg eingeredet hat. Hier zählen nur Macht, Geld und Geltungsbedürfnis. Das hat der Mensch leider so an sich. Warum auch immer.
Dietmar Marx, Wohlsborn
Zum Beitrag „Boris Becker muss ins Gefängnis“(30.4., S. 28): Zwielichtigen Oligarchen, die sich in England tummeln, kriminellen, gewalttätigen Clans und sogenannten Großfamilien schafft man nicht, auf die Schliche zu kommen oder traut sich nicht. Da freut sich eine Richterin dann, selbstgefällig grinsend den im Vergleich zu oben aufgeführten Personen und Gruppen finanziell kleinen Fisch Boris Becker vor Gericht vorführen zu können. Becker hat Geld verborgen. Das ging nicht. Die Summen wurden nun ermittelt, also kann man die Werte einziehen. Ein Boris im Gefängnis kann nichts für weitere Schuldenbegleichung tun. Eine Bewährungsstrafe wäre angebracht gewesen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es. Man muss Becker nicht die letzte Würde nehmen, indem er auch noch seine Pokale verhökern muss. Horst Bischoff, Düsseldorf
Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, Texte zu kürzen. Schreiben Sie unter Angabe von Vorname, Name, Adresse und Telefonnummer (für Rückfragen) an:
Thüringer Allgemeine / Leserbriefe Gottstedter Landstraße 6
99092 Erfurt leserbriefe@thueringer-allgemeine.de