Sorge um Spendenbereitschaft: „Watoyo“hilft in Tansania
Sarah Pfeifer aus Friedrichroda hat einen Verein, der Vorschülern hilft, mitgegründet
Gotha. Weihnachtszeit ist Spendenzeit, doch in der Pandemie liegt die Aufmerksamkeit vor allem auf Problemen im eigenen Land. Dass dadurch die Spendenbereitschaft der Deutschen zurückgeht, befürchtete Sarah Pfeifer. Die gebürtige Friedrichrodaerin hat mit der Sozialpädagogin Carla Waldvogel den Verein „Watoyo“gegründet, um eine Vorschule in Tansania zu unterstützen. Wie dort jetzt am besten geholfen werden kann, erklärt sie im Gespräch mit dieser Zeitung.
Was bedeutet der Vereinsname „Watoyo“?
Das ist ein erdachtes Wort, das zusammengefügt wird aus „moyo“, Swahili für Herz, und „watoto“für Kinder.
Wie sind Sie das erste Mal nach Tansania gekommen?
Im Frühjahr 2017 bin ich erstmals nach Tansania gereist. Ich arbeite als Redakteurin beim Fernsehen und war vom beruflichen Alltag genervt. Ich dachte „ich muss jetzt mal weg“. Knapp vier Monate lang habe ich dann Freiwilligenarbeit in der Vorschule in Arusha geleistet. Dort habe ich die Carla Waldvogel kennengelernt, mit der ich den Verein gegründet habe.
Wie kam es zur Vereinsgründung?
Carla hatte mich einen Tag bei der Arbeit begleitet, als ein Junge, der fünfjährige Godson, von der Rutsche fiel. Uns war direkt klar, dass es eine schwerere Verletzung war, doch seine Mutter wollte ihn zu Hause pflegen, weil sie wusste, dass sie das Geld für die Behandlung nicht aufbringen kann. Wir haben sie überreden können, ins Krankenhaus zu fahren – zuerst in ein öffentliches, das so voll war, dass wir wahrscheinlich über Nacht auf eine Behandlung hätten warten müssen – und schließlich in ein privates. Dort stellte man fest, das Godsons Bein gebrochen war. Um die Operation und die Reha zu bezahlen, haben wir Spenden gesammelt. Zu sehen, dass die Spendenbereitschaft vorhanden war, hat uns dazu bewegt, den Verein zu gründen, um die Vorschule zu unterstützen. Sie hatte Mietrückstände und die Essensrationen wurden knapper.
Wie geht es Godson heute?
Ihm geht es sehr gut. Er geht jetzt in die zweite Klasse einer privaten Grundschule. Wir konnten einen Paten finden, der ihm das ermöglicht.
Wie wirkt sich die Pandemie auf Tansania aus?
Afrika ist bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen. Die tansanischen Grenzen wurden früh geschlossen. Auch die Vorschule war für drei Monate geschlossen. Die Wirtschaft, vor allem der Tourismus ist stark eingebrochen, worunter viele Eltern der Vorschüler leiden. Man nimmt an, dass wegen des warmen Klimas und der recht junge Bevölkerung Tansanias das Land zumindest gesundheitlich mit einem blauen Auge davon gekommen ist.
Wie hilft man in Tansania jetzt am besten?
Unser langfristiges Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. So haben zum Beispiel Eltern unserer Schüler Taschen geschneidert, die wir in Tansania und Deutschland verkauft haben. Neben diesen Einnahmen benötigen wir Spenden, um laufende Kosten der Vorschule zu decken. Ansonsten suchen wir auch im Verein immer Helfer.
Womit kann man den Kindern in Tansania zu Weihnachten eine Freude machen?
Gerne würden wir den Kindern der Vorschule an Weihnachten eine Freude machen und allen Kindern Rucksäcke schenken. Mit unserem Win-Win-Weihnachtsgeschenk kann uns jeder dabei unterstützen. Wer 20 Euro spendet, finanziert den Rucksack für ein Schulkind und erhält im Gegenzug einen Dankesbrief, der mit persönlicher Widmung verschenkt werden kann.
Hat die Spendenbereitschaft dieses Jahr abgenommen?
Im Frühjahr hatten wir dahingehend Angst und waren überrascht, dass die Bereitschaft nicht zurückgegangen ist. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie ähnlich. Es sind auch neue Sponsoren hinzugekommen.
Wie arbeiten Sie von Deutschland aus?
Wichtig für uns ist, stets zu betonen, dass wir ein Team aus tansanischen und deutschen Ehrenamtlichen sind. Jeder hat das gleiche Mitspracherecht. Wir hier in Deutschland leisten wichtige Arbeit zur Akquise von Fördermitteln und legen damit den Grundstein, um die Projekte in Tansania realisieren zu können. Der Einsatz der Spenden, das tägliche Handeln und Agieren liegt in den Händen unserer Projektpartner in Arusha. Mit ihnen haben wir wöchentlich ein virtuelles Meeting. Aber natürlich macht die gemeinsame Arbeit vor Ort am meisten Spaß. Ich war zuletzt im Sommer 2019 in Tansania, dieses Jahr konnte ich leider nicht hinreisen.