Von Heringen in die Bundesliga
Der Thüringer Norman Theuerkauf hat den verpassten Aufstieg mit Heidenheim abgehakt
Heidenheim. Es war einer der harten Tage als Fußballprofi für Norman Theuerkauf. In einem packenden Aufstiegskrimi scheiterte der 1. FC Heidenheim in der Relegation an Werder Bremen mit 2:2 nach dem 0:0 an der Weser denkbar knapp. Ausgerechnet der sonst so zuverlässige Theuerkauf war an beiden Gegentoren beteiligt.
Zwei Monate später hat der 33Jährige Verteidiger, der aus Heringen bei Nordhausen stammt, die Gedanken daran abgeschüttelt. „Im Sport passiert so etwas. Nein, sie haben mich danach nicht rausgeschmissen“, sagt er und lacht – aber ein bisschen gequält.
Jetzt läuft die neue Zweitligasaison für den Verein aus der ostwürttembergischen 50.000-EinwohnerStadt. „Da werde ich mich wieder voll reinhängen. Denn so eine Spielzeit nach einem verpassten Aufstieg kann schwierig werden“, weiß der Routinier. Heidenheim verlor nach dem spektakulären Platz drei im Sommer als Preis des Erfolgs mit Dorsch, Kleindienst, Giesbeck oder Beermann erfahrene gute Leute. „Die neu zusammengestellte Mannschaft muss sich erst wieder finden. Es ist realistisch, wenn ich sage, wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben“, so Theuerkauf. Besonders ist ihm das Schicksal Braunschweigs in Erinnerung, wo Theuerkauf von 2009 sechs Jahre spielte und 2013 in die Bundesliga aufstieg. „Die wurden damals nach der 2017 verpassten Relegation direkt in die 3. Liga durchgereicht", sagt er.
Solch einen Absturz kann sich Theuerkauf in Heidenheim wegen der stabilen wirtschaftlichen und sportlichen Verhältnisse mit dem „ewigen“Frank Schmidt, der seit 2007 FCH-Trainer ist, nicht vorstellen. Bei Heidenheim gilt der Defensivexperte auch mit 33 immer noch als wichtige Größe im Team. „Natürlich neigt sich meine Karriere dem Ende zu. Aber noch bin ich fit und kann meine körperlichen Stärken ausspielen“, sagt Theuerkauf, der nach dem Ende seiner aktiven Zeit gern beim FC Heidenheim bleiben möchte. „Es gibt positive Gespräche. Meine Frau Martina und ich fühlen uns mit unseren zwei kleinen Kindern hier in Heidenheim sehr wohl“, sagt Theuerkauf, dessen Vertrag beim FCH im kommenden Sommer ausläuft.
Sein Weg als Fußballer begann bei Germania Heringen. Dort führte Theuerkauf eine Jugendmannschaft an, die unter Trainer Jens Penzler 2000 den Bezirksmeistertitel in der Halle eroberte. „Wir haben als Dorfverein damals Jena und Erfurt geschlagen“, erinnert sich
Theuerkauf, der mit seinem Kumpel Toni Jurascheck (heute Union Mühlhausen) mit 14 Jahren ans Sportgymnasium zum FC Carl Zeiss ging. Der harte Verteidiger zog auch als Junior die Blicke der Talentspäher auf sich. Über einen Kooperationsvertrag der Jenaer mit Werder ging es 2005 gemeinsam mit Robert Paul und Kevin Wittke von der Saale an die Weser. Ein Jahr später stand der Thüringer sogar in der U-17-Elf des DFB bei einem Turnier in Katar und machte sechs JugendLänderspiele.
2008 zog er nach Frankfurt, wechselte zur zweiten Mannschaft der Eintracht, die damals nur in der Hessenliga spielte. „Ich habe mir nie Gedanken gemacht, ob ich es mal zum Bundesligaspieler bringe. Ich habe immer versucht, mich realistisch einzuschätzen und nicht Illusionen hinterherzurennen. Mein Ziel war einfach Berufsfußballer zu sein“, sagt Theuerkauf.
Bei der Eintracht trainierte er unter Friedhelm Funkel bei den Profis mit. Doch ein Bundesligadebüt blieb ihm verwehrt. Das gelang ihm dann 2013, als er mit Eintracht Braunschweig den Sprung in die Eliteklasse schaffte. „Damals ist übrigens auch Heidenheim in die zweite Liga aufgestiegen“, erinnert sich Theuerkauf, dessen Wege sich mit den Württembergern dann zwei Jahre später kreuzten.
Seine Thüringer Heimat sieht der passionierte Harley-Fahrer nur noch selten. Meist besuchen Mutter Steffi oder Vater Gerd, die in Nordhausen und Heringen wohnen, die kleinen Enkel Vitus (8 Monate) und Mathilde (3) in Heidenheim. Zum Thüringer Fußball, den der Profi noch rege verfolgt, hat Theuerkauf nur das Wort „Katastrophe“übrig. „Jena abgestiegen, Erfurt und Nordhausen pleite. Da ist schon viel schief gegangen“, ist Theuerkauf froh, in Heidenheim unter grundsoliden Bedingungen Fußball in der 2. Bundesliga zu spielen.