Ohrdruf und Wolfhagen beleben ihre Partnerschaft wieder 30 Jahre Deutsche Einheit
Auch Ortsteil Wölfis hat Kontakt zu einem Ortsteil der hessischen Partnerstadt
Ohrdruf. Seit gut zwei Jahren ist Stefan Schambach (SPD) Bürgermeister in Ohrdruf. Eines seiner Anliegen war es, die 1990 begründete Städtepartnerschaft von Ohrdruf mit Wolfhagen neu zu beleben. Sie war vom damaligen Ohrdrufer Bürgermeister Klaus Scheikel mitbegründet worden. Die Verbindung zu der hessischen Kommune liege ihm am Herzen, so Schambach, „weil ich weiß, wie bereichernd solche Partnerschaften sein können“.
So habe er noch im Jahr 2018 einen Antrittsbesuch in Wolfhagen bei Reinhard Schaake (parteilos) gemacht, der seit 1999 Rathauschef in Wolfhagen ist. Noch im gleichen Jahr wurden Gäste aus der Partnerstadt in Ohrdruf empfangen. „Vergangenes Jahr gab es im November ein kommunalpolitisches Gespräch mit Mitgliedern des Stadtrates und sachkundigen Bürgern aus Ohrdruf in Wolfhagen“, berichtet Stefan Schambach.
Dankbar für die Unterstützung beim Aufbau der Verwaltung
„Nach vielen Wechseln in den Parlamenten und durch Eingemeindungen lernen wir uns nun wieder kennen.“Nicht nur nach 1990 half Wolfhagen den Ohrdrufern, als es vor allem darum ging, eine Verwaltung aufzubauen. „Unsere Stadt wäre ohne die Unterstützung von damals nicht da, wo sie heute ist. Dafür sind wir dankbar“, sagt Schambach.
Auch in der Gegenwart sei der Austausch wichtig und hilfreich. „Wir wollen Photovoltaikanlagen errichten und einen Caravan-Platz nahe des Schlosses Ehrenstein bauen. Dabei können wir von den Erfahrungen unserer Partnerstadt bei diesen Themen profitieren.“Die Hilfe sei jedoch nicht einseitig. „Inzwischen werden wir auch um Rat gefragt. Zudem ist uns beiden der kommunalpolitische Austausch wichtig“, so Schambach. „Wir tauschen zum Beispiel unsere Amtsblätter aus, sodass wir gegenseitig über das aktuelle Geschehen informiert sind.“Das alles trage dazu bei, Verständnis zu wecken und voneinander zu lernen.
Wo früher die fränkische und sächsische Stammesgrenzen verliefen und unweit Hessen und Westfalen zusammentreffen, liegt zwischen dem Ederfluss im Süden und der Diemel im Norden die mittelalterliche Fachwerk-Stadt Wolfhagen. Das heutige Mittelzentrum mit etwa 14.000 Einwohnern und elf Stadtteilen auf gut 112 Quadratkilometern ist nach wie vor landwirtschaftlich geprägt und liegt knapp 30 Kilometer westlich von Kassel. Ohrdruf hat derzeit knapp 10.000 Einwohner und mit Wölfis, Crawinkel und Gräfenhain drei Ortsteile.
Interessanterweise pflegt Wölfis Kontakte zu Niederelsungen, das wiederum ein Ortsteil von Wolfhagen ist. Ohrdrufs Ortsteil Crawinkel wiederum unterhält eine Partnerschaft mit Kusterdingen in Baden-Württemberg. „Sie geht auf eine Verbindung der Kirchgemeinden zurück, die bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden ist“, weiß der Crawinkler Schambach. Damals sollten Kirchgemeinden aus dem Westen Kirchgemeinden im Osten helfen. In den 1980er-Jahren sei diese Verbindung wiederbelebt worden, als die Kusterdinger nach einem Dachschaden bei der Sanierung der Crawinkler Kirche geholfen haben. „Nach 1990 haben auch die politischen Gemeinden den Kontakt gesucht, und es gibt abwechselnd gegenseitige Besuche.“
Das 30-jährige Jubiläum der Deutschen Einheit sollte nun eigentlich gemeinsam mit Bürgern aus Wolfhagen in Ohrdruf gefeiert werden, „aber wir haben uns angesichts der Corona-Situation gemeinsam entschieden, das auf 2021 zu verschieben und dann die Einheit unter dem Motto 30 + 1 zu begehen“.
Wichtig seien aber nicht nur die Kontakte auf offizieller Ebene. Vor allem sollten alte Vereinskontakte wiederbelebt werden. Die gebe es zum Beispiel zwischen den Ortsverbänden des Deutschen Roten Kreuzes.