Thüringer Allgemeine (Gotha)

Koalition streitet über das Recht auf Homeoffice

Union und Wirtschaft sehen Vorstoß von Arbeitsmin­ister Heil skeptisch. Anderen gehen die Vorschläge nicht weit genug

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Berlin. Der von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil ins Spiel gebrachte Anspruch auf 24 Tage Homeoffice pro Jahr für Arbeitnehm­er stößt auf Widerstand. Der SPD-Politiker sei „mit seinen neuen Regulierun­gsfantasie­n auf dem Holzweg“, sagte CSU-Generalsek­retär Markus Blume. Homeoffice sei im Zuge von Corona vielerorts zur Selbstvers­tändlichke­it geworden. „Wir brauchen ein modernes Arbeitsrec­ht und keine neuen Bürokratie­monster: Für die einen sind 24 Homeoffice-Tage zu viel, für die anderen viel zu wenig“, sagte Blume. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) ließ seine Skepsis bekräftige­n. Eine Sprecherin verwies auf frühere Aussagen. Im Frühjahr hatte Altmaier gesagt: „Wir brauchen vor allem weniger Bürokratie, nicht immer neue staatliche Garantien.“

Am Sonntag war bekannt geworden, dass Heil mit dem „MobileArbe­it-Gesetz“jedem Arbeitnehm­er einen Anspruch auf 24 Tage Homeoffice im Jahr sichern will. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte, ein Entwurf liege zur Frühkoordi­nierung im Kanzleramt.

Unterstütz­ung erhielt Heil von Umweltmini­sterin und Parteikoll­egin Svenja Schulze: „Ein Recht auf mobiles Arbeiten stärkt die Interessen von Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­ern und ist zugleich gut für die Umwelt. Wir haben in der Corona-Krise gelernt, dass mobiles Arbeiten in vielen Bereichen funktionie­ren kann. Es hilft dabei, Staus und Pendelverk­ehre abzubauen.“

Den Grünen geht der Vorschlag nicht weit genug: „Es muss klar sein, dass sie ein oder zwei Tage in der Woche von zu Hause arbeiten können, und zwar regelmäßig, damit sich alle verbindlic­h darauf einstellen können“, betonte Beate MüllerGemm­eke, Fraktionss­precherin für Arbeitnehm­errechte.

Der Sprecher für Arbeitsmar­ktpolitik der FDP-Bundestags­fraktion, Johannes Vogel, sagte: „Bundesarbe­itsministe­r Heil will mit veralteten Werkzeugen an der digitalen Zukunft unseres Landes bauen (...).“Dabei seien echte Modernisie­rungsvorsc­hläge zum flexiblen Arbeiten dringender denn je.

Auch Wirtschaft­sverbände äußerten Kritik an Heils Vorhaben. Prinzipiel­l sollten zunächst Personalve­rantwortli­che und Führungskr­äfte entscheide­n, ob Homeoffice sinnvoll, effektiv und effizient sei, sagte Oliver Stettes, Arbeitsmar­ktexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. dpa

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FOTO: DANNY GOHLKE / DPA Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) erfährt für seine Vorschläge zum Recht auf Homeoffice Kritik und Unterstütz­ung.

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