Neustadt-Studie geht in die dritte Runde
Jenaer Wissenschaftler führen am Rennsteig erneut Corona-Tests durch. Das Langzeitverhalten von Antikörpern wird untersucht
Neustadt am Rennsteig. Erneut werden Wissenschaftler der Uni Jena in Neustadt am Rennsteig (Ilm-Kreis) Tests zum Coronavirus durchführen. Gesucht werde bei den beteiligten Probanden einmal mehr nach Antikörpern und Abwehrzellen, teilte die Universität mit.
Wegen einer Häufung von Infektionen war Neustadt Ende März,
Anfang April als erster Ort in Deutschland komplett abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt worden. Seitdem wurden die Einwohner wiederholt getestet, zuletzt Mitte Mai, woran sich knapp 600 Neustädter beteiligten.
Ziel der erneuten Untersuchungen sei es nunmehr, weiterführende Erkenntnisse über das Verhalten von Antikörpern und Abwehrzellen zu erhalten. Dafür stünden 150 Bürger
im Fokus der Wissenschaftler. Ausgewählt wurden Personen, die im Frühjahr positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden, sowie Bewohner, bei denen im Mai Antikörper nachgewiesen werden konnten, ohne dass sie zuvor eine Infektion bemerkt hatten.
Von der dritten Runde erhoffe man sich Antworten auf die Frage, ob und wie schnell das immunologische Gedächtnis gegen Covid-19 nachlässt. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ, beschreibt die existierenden offenen Fragen: „Es gibt Berichte, die nahelegen, dass die gebildeten Antikörper gegen Sars-CoV-2 relativ schnell wieder verloren gehen. Wir wollen herausfinden, ob dies nur auf Einzelfälle zutrifft oder ein generelles Phänomen ist und ob Abwehrzellen den Verlust der Antikörper
kompensieren und den Schutz nach einer durchlaufenen Covid-19 Infektion aufrechterhalten.“
Dafür werde ein achtköpfige Wissenschaftsteam vom 7. Oktober bis 9. Oktober in Neustadt wieder im Gemeindehaus tätig sein. Mit ersten Ergebnissen zu Fragen der Antikörper kann etwa Ende Oktober gerechnet werden. Die Forschungen dauern voraussichtlich bis Ende des Jahres.