Hamster, Mäuse und eine streitende Regierung
Hoffs Alleingang in der Debatte um Gifteinsatz gegen die Plage erzürnt Siegesmund
Erfurt. Die Landesregierung will den Einsatz von Mäusegift auf den Thüringer Feldern erleichtern. Allerdings wurde die Vorlage von Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) für die Kabinettssitzung an diesem Dienstag auf Druck von Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) mehrfach geändert.
Der Beschluss soll den Bauern den einfacheren Gift-Einsatz gegen die Mäuseplage auf Flächen erlauben, auf denen der geschützte Feldhamster
nicht vorkommt. Bis zuletzt wurde jedoch darum gestritten, welche Gebiete dies betrifft.
Sie wolle etwa viermal so große Flächen ausschließen wie Hoff, sagte Siegesmund dieser Zeitung. Darüber hinaus gehe es ihr um die Rechtssicherheit für die Landwirte. Es könne sein, dass Bauern von Umweltverbänden verklagt würden, wenn die Feldhamster zu Schaden kommen. Darüber hinaus drohe dann ein Vertragsverletzungsverfahren durch die Europäische Union.
Das Vorkommen der Tiere ist laut Siegesmund auf fünf Prozent der ursprünglichen Bestände gesunken, „Hamsterschutz ist gelebter Artenschutz“, sagte die Ministerin. Sie gehe daher davon aus, dass sich das Landwirtschaftsressort nicht ihren Änderungsvorschlägen verschließen könne. Hoff verwies wiederum in einem Schreiben an Siegesmund darauf, dass er viele Änderungswünsche übernommen habe.
Die Thüringer Bauern leiden seit Monaten unter der Mäuseplage und verweisen auf Ernteausfälle. Bisher ist der Einsatz von Gift nur unter strengen Auflagen möglich. So muss ein Gutachter prüfen, ob auf dem betroffenen Feld keine Hamster leben. In Sachsen-Anhalt, wo das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium in grüner Hand ist, können Bauern hingegen selbst über den Einsatz entscheiden – worauf Hoff verweist. Die CDU im Landtag erneuerte ihre Kritik an der Landesregierung. „Die Bauern können nicht warten, bis sich RotRot-Grün einig ist“, sagte Fraktionschef Mario Voigt. Leitartikel