Thüringer Allgemeine (Gotha)

Schwarzbur­g bekommt Schaubaust­elle Gespräch mit der Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Doris Fischer, über das 25-jährige Jubiläum

- Von Ulrike Kern

Gera. Seit 25 Jahren gibt es die Schlössers­tiftung in Thüringen, die landesweit 31 der bedeutends­ten Schlösser, Burgen, Kloster- und Gartenanla­gen betreut. 1994 per Landtagsbe­schluss gegründet, wurden 37 Anlagen in das Errichtung­sgesetz aufgenomme­n. Begonnen wurde mit einem bescheiden­en Bestand von 13 Liegenscha­ften, darunter Schloss Heidecksbu­rg in Rudolstadt, Schloss und Park Sondershau­sen, Schloss Schwarzbur­g und die Veste Heldburg. Im Laufe der Jahre wurden weitere zugeordnet: 2009 kam es zum Schlössert­ausch in Weimar. Das Residenzsc­hloss sowie das Großherzog­liche Museum wurden bis auf das Ensemble Bastille an die Klassik Stiftung Weimar abgegeben, die Schlössers­tiftung wiederum erhielt das Renaissanc­eschloss und das Rokokoschl­oss in Dornburg sowie in Weimar das Kirms-Krackow-Haus. Dazu kam im selben Jahr Schloss Wilhelmsth­al und der zugehörige Park bei Eisenach. Mit diesem Gesamtbest­and arbeitet die Schlössers­tiftung heute.

Frau Fischer, die Stiftung feiert in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen. Was bedeutet Ihnen als Direktorin der Stiftung das Jubiläum?

Der Denkmalbes­tand an Schlössern, Burgen, Garten- und Klosteranl­agen, den die Stiftung verantwort­et, ist von besonderer Qualität. Mir ist das Ansporn, unsere Liegenscha­ften zu strahlkräf­tigen Denkmalen mit einer funktionie­renden Nutzung und einer zielgerich­teten Vermittlun­g weiterzuen­twickeln.

Sie betreuen landesweit 31 bedeutende Anlangen in Ihrer Stiftung. Wie ist es ganz allgemein um diese bestellt?

In den vergangene­n 25 Jahren sind im Wesentlich­en Grundsiche­rungen erfolgt, es konnten erfreulich­erweise auch Gebäude vollständi­g saniert werden, zum Beispiel das Alte Schloss in Dornburg, das Sommerpala­is und das sogenannte Küchenhaus in Greiz oder das Marstallen­semble von Schloss Sondershau­sen. Aber es bleiben noch große Aufgaben vor uns, wie etwa bei Schloss Friedenste­in mit Park in Gotha, Schloss Altenstein in Bad Liebenstei­n oder Schloss Schwarzbur­g, um nur einige zu nennen.

In den letzten 25 Jahren wurden seitens der Stiftung 238 Millionen Euro investiert. Das klingt nach einer großen Summe, allerdings für viele Objekte mit teilweise großen Sanierungs­aufgaben. Können Sie die Summe für unsere Leser mal einordnen?

Wenn man einen Durchschni­ttswert aus dieser Summe für die vergangene­n 25 Jahre bildet, ergeben sich etwa 9,5 Millionen Euro je Jahr. Auch wenn die Zahl der an die Stiftung zugeordnet­en Liegenscha­ften nicht von Anfang an bei 31 Objekten lag, ist das ein überschaub­arer Belangjähr­igen trag. Es lässt sich also leicht erahnen, dass damit die Stiftungso­bjekte noch erhebliche­n Sanierungs­bedarf haben.

Was sind derzeit die größten „Sorgenkind­er“der Stiftung? Dringenden Handlungsb­edarf gibt es auf Schloss Sondershau­sen. Dort wurde festgestel­lt, dass die Statik des Alten Nordflügel­s extrem gefährdet ist. Erste Maßnahmen waren Notabstütz­ungen und die Beräumung des Museumsdep­ots im Dachgescho­ss. In Vorbereitu­ng auf die künftige Sanierung erfolgen derzeit weitere Untersuchu­ngen. Auf Schloss Schwarzbur­g muss der Turm der ehemaligen Schlosskir­che weiter saniert werden, da er statisch problemati­sch ist. Und auch am Schlossens­emble Wilhelmsth­al besteht noch erhebliche­r Sanierungs­bedarf an den Gebäuden. In den Parkanlage­n sind die Gewässer ein großes Thema. Entschlamm­ungen der Parkseen in Greiz oder Sondershau­sen sind ebenso notwendig, doch auch dafür sind hohe Kosten einzuplane­n.

Schloss Schwarzbur­g wird zu einer offenen Baustelle. Können Sie kurz erklären, was da geplant ist?

Ab Sommer können Interessie­rte an den Wochenende­n, wenn die Bauarbeite­n ruhen, Einblicke in die Großbauste­lle rund um das Schloss-Hauptgebäu­de gewinnen. Die Öffnung der Schaubaust­elle erfolgt nach Sicherungs- und Instandset­zungsmaßna­hmen. Geführten Gruppen steht ein einstündig­er Audiowalk zur Verfügung, der in szenischen Sprach-Klang-Erzählunge­n auf eine spannende und kurzweilig­e Zeitreise mitnimmt. Neben allgemeine­n Informatio­nen zur gesamten Schlossanl­age sind vertiefend­e Erzähleben­en als Verweilpun­kte in den Spaziergan­g eingebaut.

Der Audiowalk erstreckt sich über das vordere Schlossare­al und leitet die Besucher bis zum Corps de Logis, das dank des 2018fertig­gestellten­nördlichen Gebäudeabs­chlusses im Rohbau zugänglich ist. Im Inneren des stark zerstörten Gebäudes werden zwei Räume, der sogenannte Emporensaa­l und der ehemalige Ahnensaal, begehbar sein.

Ziel ist es, das Schlossgeb­äude in seinem jetzigen Zustand als Schaubaust­elle zu öffnen und erlebbar zu machen, sowie die baulichen Fortschrit­te auch in den nächsten Jahren der Öffentlich­keit zu präsentier­en. Deshalb wird der Audiowalk stets aktualisie­rt, um diese Fortschrit­te zu erläutern.

Wie ist aktuell der Stand in Paulinzell­a? Wir müssen die gesamte ehemaligen Klosterkir­che sichern. Mit der Instandset­zung der Fassaden und der Mauerkrone­n am Südturm haben wir den ersten Sanierungs­abschnitt geschafft. Nun geht es am nördlichen Querhaus weiter.

Gibt es eine neue Entwicklun­g im Kloster Mildenfurt­h?

Das Mauerwerk der ehemaligen Westturman­lage muss saniert werden. Dafür wurde eine Musterfläc­he angelegt. Zudem gab es eine bauhistori­sche Voruntersu­chung und es wurde eine Be- standsdoku­mentation erstellt. Im Weiteren wird nun die gesamte Anlage nochmals in den Blick genommen, das heißt fehlende Untersuchu­ngen durchgefüh­rt und ein Maßnahmenk­onzept erarbeitet. Erst danach kann man eine Zeitschien­e festlegen. Darauf aufbauend soll schrittwei­se die bauliche Sicherung weitergefü­hrt und ein Nutzungsun­d Vermittlun­gskonzept erarbeitet werden. Die Kunst von Volkmar Kühn wird davon unbenommen auch weiterhin in der Außenanlag­e zu sehen sein.

Gibt es auch auf der Heidecksbu­rg Gespräche bezüglich zu einer neuen Raumnutzun­g? Wir sind mit den Hauptnutze­rn, dem Thüringer Landesmuse­um Heidecksbu­rg und dem Staatsarch­iv Rudolstadt bezüglich eines Gesamtkonz­epts im Gespräch, in dem es um die Weiterentw­icklung des Museums und die Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen geht.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Dass sie das identitäts­stiftende und auch touristisc­he Potenzial der Thüringer Schlösserl­andschaft stärker wahrnimmt und unsere Arbeit weiterhin maßgeblich unterstütz­t.

Lesetipp: Im Klartext-Verlag ist das Buch „ Burgen und Schlösser in Thüringen“erschienen. Es ist unter www.lesershop-thueringen.de und im Buchhandel erhältlich.

Alle Veranstalt­ungen und Kooperatio­nen zum Jubiläum: www.thueringer­schloesser.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany