„Gold“in Kurzfassung und schöne Klangkaskaden
Geschichtsträchtiger Auftritt von „Stern Meißen“in Gotha auf ihrer Tour zum „55.“
Gotha. Stern-Combo Meißen spielt in der Margarethenkirche Gotha. Wie passt das zusammen, mag sich mancher der etwa 400 Konzertbesucher eingangs gefragt haben. – Sehr gut.
Eine der dienstältesten Rockbands Deutschlands hat seit geraumer Zeit Kirchen als Spielort für sich entdeckt. Für Musiker und Zuhörer stellt das eine schöne Kombination dar, die sakrale Architektur und Atmosphäre mit Klangzauber aus Keyboards, Schlagwerk und Bassgitarre verbindet. Da braucht es keine große Bühnenshow. Nur noch beeindruckenden Gesang – solistisch und mehrstimmig. Damit haben die „Sterne“aus Meißen die Zuhörer am Freitagabend in „Margarethen“verzaubert.
Für „Stern Meißen“, insbesondere für dessen Gründer Martin Schreier, ist das Konzert eine Art Reise in die Vergangenheit. Nicht nur, weil die Band gerade auf Tour ist und ihr 55-jähriges Bühnenjubiläum begeht.
Obwohl Schreier, der einzig verbliebene Band-Gründer in deren Reihen ist und längst andere Rockstile als keyboardlastige Endloskompositionen die Hitparaden bestimmen, haben die Stern-Titel nichts von ihrer Faszination verloren. Insbesondere nicht für diejenigen, die mit Klassikern wie „Der Kampf um den Südpol“ihre Jugend verbinden.
So eröffnet die Combo ihr Konzert in Gotha mit einem Werk, das für die „Sterne“ein Markenzeichen war und ist: „Weißes Gold“. Die ElektroHymne über Johann Friedrich Böttgers Erfindergeist und Meißner Porzellan von LP-füllender Länge stutzt das Quintett auf eine etwa 15-minütige beeindruckende „Kurzfassung“voller Klangkaskaden.
„Stern Meißen“steht auch für besinnliche Balladen. Spätestens jetzt hat der heutige Frontmann und Keyboarder Manuel Schmid das musikalische Ruder in der Hand. Dem expressiven Gesangsstil Reinhard Fißlers, der die Band einst prägte, fügt er noch mehr Klarheit in der Tongebung bei. Für weitere klangliche Stützen sorgt Sebastian Düwelt an den Tasten eher unaufgeregt. Schlagzeuger Frank Schirmer agiert schweißtreibend, lässt kein Becken aus. Axel Schäfers grooviger Bass treibt das Zusammenspiel voran.
Gründervater Schreier agiert mit der Gelassenheit des Alters. Aus ihm spricht 55-jährige Bühnenerfahrung. Mit charmantem, sächsischem Unterton nimmt er die Zuhörer von Titel zu Titel mit, plaudert aus der Bandgeschichte und zeigt ungebrochene Freude über Auftritte.
Das erste „Meißen“-Konzert in Gotha liege Jahrzehnte zurück: 1972 war es, damals noch mit Sängerin Veronika Fischer – bekanntermaßen mit Wurzeln in Wölfis. Sieben Stunden habe die Anfahrt gedauert. Die Fahrt durch Thüringen vorbei an den Drei Gleichen habe zum Progressiv-Rocktitel „Die Sage“inspiriert, erzählt Schreier.
Die „Sterne“durchstreifen während ihres mehr als zweistündigen Konzerts fünfeinhalb Jahrzehnte Band-Geschichte. Inzwischen gehören Titel der jungen Generation wie „Nimm die Welt in die Hand“zum Markenzeichen. Auf den ComboKlassiker „Was soll aus mir werden“folgt „Wir sind die Sonne“als eine Art Schlusspunkt.
Die „Sterne“funkeln weiter.