Gewalt bei „Gelbwesten“-Protest
Wieder einmal ist Paris Schauplatz von Straßenkämpfen. Der Präsident will durchgreifen
Paris. Vier Monate nach Beginn der „Gelbwesten“-Proteste in Frankreich ist die Gewalt wieder eskaliert. Die Anhänger der Bewegung randalierten am Sonnabend rund um die Pariser Prachtmeile Champs-Élysées. Läden und Restaurants wurden geplündert, Autos und Zeitungsstände angezündet – der Boulevard glich einem Schlachtfeld. Ein Wohnhaus ging in Flammen auf, mehrere Menschen wurden verletzt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron brach einen Skiurlaub ab und kündigte „harte Entscheidungen“an, um solche Ausschreitungen künftig zu verhindern.
Vier Monate nach dem Beginn der Proteste gegen die Reformpolitik Macrons hatten die Demonstrationen in den vergangenen Monaten an Zulauf verloren. „Das sind Menschen, die die Republik zerstören wollen, auf die Gefahr hin, zu töten“, betonte Macron.
Fotos des Präsidenten beim Skifahren in den Pyrenäen hatten zuvor in Frankreich für Kritik gesorgt. Er kehrte noch am Abend nach Paris zurück. Alle, die auf der Champs-Élysées waren, hätten sich zu Komplizen gemacht, so Macron. Man habe zwar seit November viel getan, aber das reiche offensichtlich nicht aus.
Für die „Gelbwesten“war dies ein entscheidendes Wochenende: Nachdem sich zuletzt immer weniger Menschen an den Protesten beteiligt hatten, riefen die Führungsfiguren in der vergangenen Woche recht einhellig dazu auf, Stärke zu zeigen – und zwar in der Hauptstadt Paris.
Landesweit protestierten dem Innenminister zufolge 32.300 Menschen – rund 4000 mehr als zuletzt. Allerdings hat sich die Zahl der Demonstranten in Paris im Vergleich zur Vorwoche fast vervierfacht.
Parallel zu den gewalttätigen Ausschreitungen demonstrierten in der Hauptstadt Zehntausende friedlich bei einem Marsch für das Klima.
Ätzende Kritik kam aus den USA. „Wie läuft es jetzt mit dem Klima-Abkommen für Frankreich? Nach 18 Wochen Randale durch die ,Gelbwesten‘ nehme ich an, nicht ganz so gut! Derweil sind die Vereinigten Staaten beim Umweltschutz an die Spitze aller Listen aufgestiegen“, schrieb US-Präsident Donald Trump auf Twitter. Trump hatte Macron wegen der Proteste bereits mehrfach attackiert.
Die aktuellen Bilder erinnern an den Beginn der Proteste – an den ersten Protestwochenenden hatten sich die Demonstranten rund um die Champs-Élysées heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. (dpa)