Luisenthal stimmt knapp gegen Eingemeindung zu Ohrdruf
G Gemeinderat mit Stimmenpatt und einer Enthaltung eine Woche vor geplanter Vertragsunterzeichnung
Fotograf Ulrich Kneise aus Eisenach im Kunstforum Luisenthal. Fünf Ja-stimmen, fünf Nein-stimmen, eine Enthaltung. So das Abstimmungsergebnis der jüngsten Gemeinderatssitzung in Luisenthal zur Eingemeindung des Ortes nach Ohrdruf, wie es uns auf Nachfrage Bürgermeister Günter Jobst (SPD) mitteilt. Mit diesem Patt ist es der Gemeinde an der Ohratalsperre nicht möglich, Ohrdruf beizutreten.
Damit ist eine Woche vor der Vertragsunterzeichnung geplatzt, was lange Zeit als gesetzt galt: Gräfenhain, Wölfis, Crawinkel und Luisenthal werden nach Ohrdruf eingemeindet. Es sind jene Orte, für die die Stadt Ohrdruf bereits als erfüllende Gemeinde fungiert. Nun bleibt es bei drei anstelle von vier Hinzukommenden.
Die Verwunderung darüber in Ohrdruf ist groß. Zunächst geht Hauptamtsleiter Joachim Kunath am Freitagnachmittag in der Stadtverwaltung ans Telefon. Seine persönliche Meinung ist Bedauern über diesen Beschluss, aber jeder Gemeinderat sei frei in seiner Entscheidung, betont er. Ob es eine kluge Entscheidung war, werde die Zukunft zeigen. Kunath hält sein Bedauern auch für das überwiegende Stimmungsbild im Stadtrat und in der Stadtverwaltung. Er verweist auf 400000 Euro, die Luisenthal damit entgingen.
Im Stadtrat sei beschlossen, die Vereinigungsprämie der Landesregierung (200 Euro pro Einwohner) von etwa zwei Millionen Euro nicht in einen Topf zu werfen, sondern zu gleichen Teilen auf die künftigen Ortsteile zu verteilen. Es hätte jedem Ortsteil frei gestanden, diese einmalige Zahlung zum Beispiel für Straßenbau oder Vereine zu verwenden. Ein kleiner Trost angesichts der Entscheidung sei, dass den verbliebenen vereinigungswilligen Ortsteilen nun 500 000 Euro zur Verfügung stehen, da Ohrdruf die Kappungsgrenze nicht erreicht und somit die volle „Hochzeitsprämie“ausgezahlt bekommt, so sinngemäß der Hauptamtsleiter. Peter Schmidt, parteiloses Mitglied im Stadtrat in der Fraktion der Linkspartei fragt sich, wie Luisenthal künftig Steuereinnahmen generieren wolle. Sollte die Landesregierung rot-rot-grün bleiben, werden Gemeindefusionen weiter vorangetrieben, vermutet er. Dann werde Luisenthal an einem Tag X irgendwem zugeschlagen, gibt Schmidt zu bedenken.
Michael Klippstein von der Spd-fraktion ist überrascht. Er hatte auf ein Ja der Luisenthaler Gemeinderäte gehofft, zumal Günter Jobst ja auch Spd-mitglied sei. CDU-MANN Andreas König stimmt Kunath zu und verweist noch einmal auf den aus seiner Sicht fairen Vertrag. Im Fall einer Aufteilung nach Einwohnern hätte Ohrdruf den Löwenanteil bekommen. Volker Kühn von „Wähler für Ohrdruf“sagt nur: „Schade, aber das muss man akzeptieren. Das ist eben Demokratie.“
Thomas Kratsch (Die Unabhängigen) sieht es anders. Er sagt, es sei nicht zu spät für eine sinnvolle Gemeindegliederung, sondern zu früh und warnt davor, Luisenthal für seine Entscheidung zu bestrafen und vom Einheitszug abzukoppeln.
Luisenthals Bürgermeister Günter Jobst selbst verweist auf Erreichtes. Man habe auch mit geringen Mitteln im Ort etwas bewegt und ihn jedes Jahr ein Stück gestaltet. Es gibt einen Bauhof mit Technik, der schon früh 4 Uhr mit dem Winterdienst beginne. Die Feuerwehr sei gut in Schuss, der Kindergarten erst 2017 umgebaut und nun werde für ein neues Vereinsgebäude auf dem Sportplatz gesammelt. Die erfüllende Gemeinde mit Ohrdruf sei ein gutes Konstrukt, so Jobst.