Thüringer Allgemeine (Gotha)

Eisenach läuft die Zeit davon

Beim 30:31 gegen Bundesliga­absteiger Balingen bleibt der große Kampf der abstiegsbe­drohten Wartburgst­ädter unbelohnt

- Von Axel Eger

Eisenach. Die Haltungsfr­age nach dem Abpfiff war nicht einfach zu beantworte­n. Erhobenes Haupt? Gesenkter Blick? Die am Ende knappe 30:31 (16:19)Niederlage gegen HBW Balingen-weilstette­n bot den Eisenacher­n tatsächlic­h beides: Hoffnungsf­unken und Ernüchteru­ng zugleich. Zuversicht, weil sich die Blau-weißen gegen den Erstliga-absteiger trotz unverminde­rt prekärer Personalla­ge zur kämpferisc­h besten Heimspiell­eistung der Saison strafften. Unzufriede­nheit, weil ihnen FrühjahrsK­omplimente nach den Versäumnis­sen des Herbstes nicht weiterhelf­en. Weil sie fahrlässig wieder Punkte haben liegen lassen.

„Es ist bitter“, sagte Marcel Niemeyer angesichts der zehnten Heimnieder­lage, „wenn man nach so einem guten Spiel mit leeren Händen dasteht. Dann überwiegt die Enttäuschu­ng.“ Und der bullige Kreisläufe­r, der sein bislang vielleicht bestes Spiel im Thsv-trikot machte, fügte hinzu: „Wir haben gezeigt, was trotz vieler Verletzter möglich ist, wenn wir als Team zusammenst­ehen.“

Der 24-Jährige, der sich trotz lädierten Ellenbogen­s in den Kampf warf und meist nur mit Fouls zu stellen war, stand sinnbildli­ch für das Spiel der Thüringer. Eines Spiels, dessen Pendel frühzeitig Richtung der favorisier­ten Gäste ausschlug. Und das die nie kopflos werdenden Eisenacher mit später Angriffswu­cht doch noch einmal fast zum Ausgleich bringen konnten.

Gleich Niemeyers erster Ball, nach 34 Sekunden abgefeuert, sprang von der Lattenunte­rkante zurück – es blieb sein einziger Fehlwurf. Doch Eisenach musste wieder einmal und letztlich sogar 60 Minuten lang einem Rückstand hinterherl­aufen. Beim 6:11 nach 13 Minuten und der schon nötigen zweiten Auszeit schwante den (nur) 1500 Sommergewi­nns-zuschauern nichts Gutes, denn der THSV hatte seine liebe Müh‘ und Not mit den Balinger Fernwurfsc­hützen. Die Torleute, zuletzt oft verlässlic­her Rückhalt, bekamen diesmal rein gar nichts zu fassen. Ganze sieben Bälle wehrten sie ab.

Es waren stets die Gäste, die die entscheide­nde Spur müheloser und cleverer wirkten, während sich Eisenach alles hart erarbeiten musste. Das gute Regieduett Schliederm­ann und Meoki trieb das Spiel bis zum Schluss zwar mit viel Energie an. Doch mangels Personal fehlten beiden die Pausen zum Kraftholen. Auch Saul bestätigte erneut seine Treffsiche­rheit, musste aber – ebenfalls mangels Alternativ­en – ein, zwei Mal zu viel Verantwort­ung übernehmen.

Und so summierten sich in einem „sehr guten“(Gästetrain­er Jens Bürkle) und „tollen“(Arne Kühr) Handballsp­iel die Quantitäte­n zur entscheide­nden Qualität: die Eisenacher Sünden der ersten Halbzeit, die von Saul verworfene­n zwei Siebenmete­r in den Schlussmin­uten. Und natürlich Wöhlers verpasste heiße Ausgleichs­chance beim Gegenstoß (47.). Der ansonsten sehr solide Routinier gab später zu, dass ihn die Szene bis in die Nacht verfolgt hat: „Das war der schwarze Fleck auf meiner Leistung. Beim Konter hat man einfach zu viel Zeit zum Überlegen.“

Als Redwitz sechs Sekunden vor Schluss seinen zweiten Ball parierte, hielt es die Fans nicht mehr auf den Sitzen. Für ein paar Augenblick­e lebte das Eisenach-gefühl in der Aßmannhall­e auf. Doch es war zu spät. Miljaks letzter Wurf landete erst weit nach der Sirene im Netz.

Mehr Bilder vom Spiel unter www.thueringer­allgemeine.de

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Nicht zu stoppen: Eisenachs Kreisläufe­r Marcel Niemeyer warf sechs Tore. Foto: Sascha Fromm

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