Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Macron drohen nun Bauernprot­este

Nach der Ökosteuer verschiebt Frankreich­s Präsident auch die Erhöhung der Lebensmitt­elpreise

-

Paris. Unter dem Eindruck wochenlang­er Straßenpro­teste macht Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron neue Zugeständn­isse an die Regierungs­gegner. Denkbar sei, geplante Erleichter­ungen bei der Vermögenst­euer rückgängig zu machen, sagte ein Regierungs­sprecher am Mittwoch.

Zugleich kündigte Landwirtsc­haftsminis­ter Didier Guillaume an, die in der Bevölkerun­g unbeliebte Erhöhung der Mindestpre­ise für Nahrungsmi­ttel auf nächstes Jahr zu verschiebe­n. Damit droht nun ein Konflikt mit den traditione­ll protestfre­udigen Bauern, die nächste Woche mobil machen wollen. Sie pochen wegen der im Einzelhand­el tobenden Rabattschl­acht auf höhere Preise für ihre Produkte, die ihnen ein auskömmlic­hes Einkommen sichern sollen.

Die Erhöhung soll nun aber erst kommen, wenn die Supermarkt­ketten die Preise mit den Erzeugern längst ausgehande­lt haben. Der Bauernverb­and hält die geplante Verschiebu­ng daher für ein „verheerend­es Signal“. Die Regierung dürfte jedoch bei dem taktischen Manöver eher auf die große Zahl der Verbrauche­r schielen, die der Protestbew­egung der sogenannte­n Gelbwesten nicht noch weiteren Zulauf bescheren sollen. Ministerpr­äsident Edouard Philippe hatte nach zum Teil gewalttäti­gen Protesten der gelbe Warnwesten tragenden AntiMacron-Demonstran­ten eine Kursänderu­ng angekündig­t. So wird die geplante Erhöhung der Ökosteuer für das gesamte Jahr 2019 ausgesetzt.

Der Unmut im Land gegen die Reformvorh­aben des Präsidente­n ist groß, da die Franzosen im internatio­nalen Vergleich von 34 Staaten bereits die größte Steuerlast zu schultern haben. Zum Vergleich: Deutschlan­d liegt mit 37,5 Prozent auf Rang acht. Macron sieht sich mit dem Vorwurf konfrontie­rt, ein „Präsident der Reichen“auf Kosten der Ärmeren zu sein. Dazu beigetrage­n hat auch die Einschränk­ung der Vermögenst­euer auf Immobilien­geschäfte sowie Immobilien­anlagen, weil damit vor allem vermögende Bürger entlastet würden.

Der seit Wochen anhaltende Protest der sogenannte­n Gelbwesten hatte sich vor allem an der geplanten Steuererhö­hung auf Treibstoff entzündet, die am Dienstag vorerst ausgesetzt wurde. Mittlerwei­le fordern die Demonstran­ten nicht nur Erleichter­ungen bei den Lebenshalt­ungskosten, sondern auch den Rücktritt Macrons. Dessen Beliebthei­tswerte sind auf einem Tiefpunkt. (rtr)

 ??  ?? Gelbwesten protestier­en seit Wochen in Frankreich. Foto: rtr
Gelbwesten protestier­en seit Wochen in Frankreich. Foto: rtr

Newspapers in German

Newspapers from Germany