Thüringer Allgemeine (Erfurt)

AfD-Spendenaff­äre: Gauland stellt sich vor Weidel

Geld stammt offenbar von einem „Geschäftsf­reund“des Pharmafirm­a-Geschäftsf­ührers

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Berlin. Alexander Gauland nimmt Alice Weidel, seine CoVorsitze­nde an der Spitze der AfD-Fraktion, in der Parteispen­denaffäre in Schutz. „Ich glaube nicht, dass sie sich Vorwürfe machen muss“, sagte Gauland der „Bild“. „Hier hat offensicht­lich der Schatzmeis­ter falsch gehandelt. Das Geld ist zu spät zurückgeza­hlt worden, das will ich gerne zugeben.“Gauland stellt sich mit dieser Äußerung vor Weidel – wobei die Formulieru­ng „ich glaube“ihm einen Spielraum lässt.

In der AfD-Spendenaff­äre geht es um mehr als 130.000 Euro. Diese Summe war im Sommer 2017 gestückelt in 18 Einzelspen­den von der Schweizer Pharmafirm­a PWS an den AfD-Kreisverba­nd Bodensee überwiesen worden. Weidel ist hier Vize-Vorsitzend­e, trat im Wahlkampf als Kandidatin an. Die AfD hat einen entspreche­nden Medienberi­cht bestätigt.

Laut Bundestags­verwaltung dürfen Parteispen­den aus Ländern, die nicht zur EU gehören, nicht angenommen werden. Das Geld muss unverzügli­ch zurücküber­wiesen oder an den Bundestags­präsidente­n umgeleitet werden. Die AfD zahlte die Summe allerdings erst im April 2018 zurück. Weidel sagte, sie habe auf den richtigen Umgang des zuständige­n Schatzmeis­ters vertraut. Die Bundestags­verwaltung hat bei der AfD Dokumente zum Fall angefragt. Die Staatsanwa­ltschaft in Konstanz hat laut „Spiegel“Vorermittl­ungen eingeleite­t.

Die Grünen erhöhen den Druck auf die AfD-Fraktionsc­hefin. „Es ist bodenlos, wie Alice Weidel versucht, die Öffentlich­keit für dumm zu verkaufen“, so die Fraktionsg­eschäftsfü­hrerin Britta Haßelmann.

Zusätzlich verwirrend macht den Fall, dass die Spende ursprüngli­ch nicht von der Pharmafirm­a PWS kam, sondern der Geschäftsf­ührer die Überweisun­gen „treuhänder­isch für einen Geschäftsf­reund“getätigt hat, wie der PWS-Verwaltung­srat angibt. Der Name dieses Geschäftsf­reundes ist unbekannt. Im Verwendung­szweck stand „Wahlkampfs­pende für Alice Weidel“. Die Politikeri­n sagte, sie kenne den Spender nicht. Für die 39-Jährige ist der Fall mindestens heikel. Parteispen­denaffären haben immer wieder zu Rücktritte­n von Politikern geführt. (ak)

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