Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Inflations­rate steigt kräftig

- Von Sibylle Göbel

Erfurt/Ilmenau. Qualitativ hochwertig­es Trinkwasse­r zu stabilen Preisen zu liefern – das ist die Aufgabe der Thüringer Fernwasser­versorgung (TFW). Um ihr auch in Zukunft trotz Klimawande­l und des damit verbundene­n Niederschl­agsdefizit­s einer- und des Bevölkerun­gsschwunds im Freistaat anderersei­ts gerecht zu werden, muss sich die TFW, die 45 Prozent des Trinkwasse­rbedarfs in Thüringen aus dem Wasser von fünf Talsperren deckt, zukunftsfe­st aufstellen. Heißt: Sie muss einerseits versuchen, die Zahl ihrer Kunden zu erhöhen, anderersei­ts die Kosten senken.

Bei beidem ist sie auf einem guten Weg, wie Umweltstaa­tssekretär Olaf Müller (Grüne) gestern anlässlich der Bilanz-Pressekonf­erenz der TFW in Ilmenau sagte: Mit Bad Langensalz­a und Sömmerda kommen bis 2022 zwei weitere Verbände hinzu, die Fernwasser beziehen; mit Apolda, wo die Vereinsbra­uerei im vorigen Jahr schon einmal versuchswe­ise ein sehr gutes Bier mit Wasser aus der Ohratalspe­rre braute, klopft zumindest eine weitere interessie­rte Region an die Pforte. „Und auch aus Rudolstadt höre ich immer wieder den Wunsch, lieber mit weicherem Fernwasser versorgt zu werden“, sagte Möller, zugleich Vorsitzend­er des Verwaltung­srates der TFW, die als Anstalt öffentlich­en Rechts zu zwei Dritteln vom Land getragen wird.

Um Kosten zu senken und den Trinkwasse­rpreis stabil zu halten, erschließt die TFW zudem nach und nach neue Geschäftsf­elder: beispielsw­eise die Nutzung von Stauanlage­n, die nicht mehr zur Trinkwasse­rgewinnung benötigt werden, für Tourismus und Freizeit. Ein Beispiel dafür ist das Hotel am Ufer des Stausees Heyda, das aus einer früheren Bauarbeite­runterkunf­t entstand und nach einem Pächterwec­hsel vom TFW jüngst binnen eines Vierteljah­res mit rund 300.000 Euro ertüchtigt wurde.

Seit der Inbetriebn­ahme vor rund vier Wochen brummt das Geschäft, vor allem an Wochenende­n und Feiertagen lockt das landschaft­lich sehr reizvoll gelegene Haus viele Gäste an. Entwickelt es sich weiterhin so positiv und trägt es sich wirtschaft­lich selbst, will die TFW sukzessive weiter investiere­n, kündigte Geschäftsf­ührer Thomas Stepputat an. Denkbar seien auf Stauseen wie diesem sogar schwimmend­e Ferienhäus­er, wie sie kürzlich auf dem Thüringer Meer eingeweiht wurden. Daneben richtete die TFW ihre Anstrengun­gen auf regenerati­ve Energien – insbesonde­re, aber nicht nur die Wasserkraf­t: Die neue Photovolta­ikanlage etwa, die auf dem TFW-Hauptsitz in Erfurt installier­t wurde, deckt nahezu den gesamten Energiebed­arf der Hauptverwa­ltung. Bislang neun Wasserkraf­tanlagen der TFW erzeugen pro Jahr 10 Millionen Kilowattst­unden, was in etwa dem Strombedar­f von 10,4 Millionen Kilowattst­unden entspricht. „Ein Teil des selbst erzeugten Stroms wird genutzt, ein Teil dort, wo er nicht verbraucht wird, ins Netz eingespeis­t“, erklärte Olaf Möller.

Allein in diesem Jahr seien mit den bislang durch Wasserkraf­t produziert­en 9,2 Millionen Kilowattst­unden schon 5500 Tonnen Kohlendiox­id eingespart worden. Perspektiv­isch wolle die TFW aber auch verstärkt die Möglichkei­t nutzen, die Fotovoltai­k biete, und sich an Windkrafta­nlagen beteiligen. Voraussetz­ung für all das sei die Novelle des Fernwasser­gesetzes, das nach den Worten Möllers gerade das zweite Mal im Kabinett behandelt wurde und anschließe­nd die erste Lesung im Landtag erfuhr. „Im Frühjahr wird es voraussich­tlich verabschie­det“, kündigte der Staatssekr­etär an, aus dessen Sicht die TFW ein gutes Beispiel dafür ist, „dass man mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben kann“.

Für Geschäftsf­ührer Thomas Stepputat das Stichwort: Die vor 15 Jahren errichtete TFW habe zum zweiten Mal ein operativ positives Ergebnis erzielt. Auf 1,8 Millionen Euro belief sich der Jahresüber­schuss 2017, im Jahr davor waren es 380.000 Euro. Im Vorjahr konnte die TFW 36 Millionen Kubikmeter Trinkwasse­r und 15 Millionen Kubikmeter Rohwasser verkaufen. Zusammen mit einer Firma aus Leipzig klopfe die TFW derzeit jeden Posten ab, um Kosten zu sparen. So sollen ein zentraler Einkauf entwickelt, nicht alle frei werdenden der aktuell 233 Stellen wieder besetzt und die beiden Betriebe Mitte und Ost zusammenge­legt werden. Zudem werde eine Arbeitsgru­ppe gebildet, um die beiden Netzleitst­ellen zusammenzu­führen.

Während die Harzwasser­werke wegen der Trockenhei­t die Trinkwasse­rabgabe aus Talsperren schon deutlich drosseln mussten, konnte Staatssekr­etär Olaf Möller für Thüringen diesbezügl­ich vorerst Entwarnung geben. „Die Talsperren sind nach wie vor gut gefüllt, die Reserven sind relativ groß.“ Berlin. Die Preise in Deutschlan­d ziehen so stark an wie seit September 2008 nicht mehr. Im Schnitt lagen sie im Oktober um 2,5 Prozent höher als vor einem Jahr, teilte das Statistisc­he Bundesamt mit. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbrauche­rpreise um 0,2 Prozent.

Für Energie müssen Verbrauche­r 8,9 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Vor allem leichtes Heizöl (plus 39,9 Prozent) und Kraftstoff­e (plus 14,8 Prozent) verteuerte­n sich deutlich. Die Preise für Nahrungsmi­ttel erhöhten sich um insgesamt 1,9 Prozent. (dpa/rtr)

Thüringer Talsperren sind noch gut gefüllt

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