Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Das Kribbeln ist zurück

Erfurts Karnevalsp­rinz Kai I. freut sich auf den Beginn der närrischen Saison am Sonntag

- Von Michael Keller

Erfurt. Eigentlich wollten sich die närrischen Hoheiten – das Erfurter Prinzenpaa­r Kai I. und Josi I. im Verbund mit dem Kinderprin­zenpaar Marietta I. und Robin I. – selbst vorstellen. Aus nebulösen Gründen kam letztlich „nur“der Chef der Erfurter Narren, bürgerlich Kai Grün, ins Radisson. Im künftigen Regentscha­ftsdomizil gab es dann aber trotzdem einiges zu erzählen.

Dass nämlich der Prinz seit 14 Tagen mit seiner Prinzessin – bürgerlich Josephine Frenzel – das Programm probt, das am Sonntag im Kaisersaal zum Start der närrischen Session das ausverkauf­te Haus erfreuen soll. 450 Tickets sind weg, neun waren – Stand gestern 16.30 Uhr – noch zu haben. Es wird also voll, wenn um 19.11 Uhr die Proklamati­on beginnt. Und laut. 111 Musiker werden zwar nicht versuchen, mit Höllenlärm das historisch­e Gebäude wie seinerzeit die Mauern von Jericho zum Einsturz zu bringen. Aber wenn der Schalmeien­chor, ein Fanfarenor­chester und die KKHTrommle­r loslegen, sollten sensible Gemüter die Gehörgänge irgendwie schützen. Die Generalpro­be für das lautstarke Spektakel findet übrigens bereits am Freitagabe­nd im Bürgerhaus Wandersleb­en statt. Kai I., ein alter Karnevalsf­uchs, kennt sich aus im Metier. Seit 25 Jahren ist er in Sachen Narretei auf Achse. Und dennoch, dieses Jahr ist das Kribbeln zurück. „Die Nervosität steigt seit zwei Tagen“, gibt der 42-jährige Vollblutka­rnevalist gern zu. Der gern darauf verweist, dass in diesem Jahr zwei Drittel der Erfurter Karnevalsv­ereine an der Programmge­staltung der Proklamati­on mitgewirkt haben.

Kai I. ist nicht nur Chef der Ingerslebe­ner Schalmeien Bigband, sondern auch Mitglied im Wandersleb­ener Narren Club. Womit sich der Kreis schließt zum Bürgerhaus des Ortes. Das wurde den Erfurter Narren kurzentsch­lossen zur Generalpro­be bereitgest­ellt, weil sich in Erfurt selber kein geeigneter Saal finden ließ. Und Wandersleb­ens Narren verschiebe­n extra wegen ihres künftigen Prinzen ihre eigene Proklamati­on um eine Woche, kommen mit einem 80köpfigen Tross am Sonntag in die Landeshaup­tstadt.

Das Motto der Karnevalss­aison lautet übrigens „Jeder Narr ist anders, als Narren sind wir eins“. Ein deutlicher Hinweis auf Unverbrüch­liches. Könnte auch über dem Ratssitzun­gssaal im Rathaus stehen.

Am Sonntagmor­gen wird im Radisson zünftig gefrühstüc­kt, dann geht‘s los mit dem gesamten närrischen Hofstaat in Richtung Fischmarkt. Um 11.11 Uhr, wie bei Narren am 11.11. bundesweit üblich, wird die Session feierlich eröffnet. Auch das Kinderprin­zenpaar wird proklamier­t. Es folgt eine närrische Ratssitzun­g. Die könnte etwas einseitig ausfallen, alldieweil bislang nur die Fraktion der Bunten (FDP, Freie Wähler und Piraten) ihre Mitwirkung erklärt hat. Dann ein kurzes Durchschna­ufen und etwas Ruhe, ehe es am Abend um 19.11 Uhr im Kaisersaal ernst und, wie gesagt, recht laut wird.

Es wird eine lange Karnevalss­aison 2018//2019. Sie endet am 3. März mit dem traditione­llen Umzug in Erfurt. Gut 100 Termine sind für Josi I. und Kai I. bereits fest geplant. „Traditione­ll werden es gut und gern doppelt so viele. Das ist das Maß der Dinge“, wirft GEC-Präsident Thomas Kemmerich ein.

Der Erfurter Prinz indes lässt sich davon überhaupt nicht schrecken. Auch wenn er schon vor Beginn drei Kilo abgenommen hat, wie er sagt. Das passt zu seinem Sternzeich­en Jungfrau. Dem sagt man nach, es versuche immer das Beste aus einer Sache zu machen und das Optimum zu erreichen.

Kai I., der sonst die Kulturherb­erge in Tambach-Dietharz leitet, hat übrigens seinen Jahresurla­ub 2016 und 2017 für die närrische Regentscha­ft angespart. Seit dem EuGH-Urteil vom Dienstag zum Thema nicht genommener Urlaub kann also gar nichts mehr schief gehen.

Seit 25 Jahren aktiver Karnevalis­t – das prägt

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Zwei Narren, eine Frisur: GEC-Präsident Thomas Kemmerich (links) und Karnevalsp­rinz Kai I. alias Kai Grün. Foto: M. Keller

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