Das Kribbeln ist zurück
Erfurts Karnevalsprinz Kai I. freut sich auf den Beginn der närrischen Saison am Sonntag
Erfurt. Eigentlich wollten sich die närrischen Hoheiten – das Erfurter Prinzenpaar Kai I. und Josi I. im Verbund mit dem Kinderprinzenpaar Marietta I. und Robin I. – selbst vorstellen. Aus nebulösen Gründen kam letztlich „nur“der Chef der Erfurter Narren, bürgerlich Kai Grün, ins Radisson. Im künftigen Regentschaftsdomizil gab es dann aber trotzdem einiges zu erzählen.
Dass nämlich der Prinz seit 14 Tagen mit seiner Prinzessin – bürgerlich Josephine Frenzel – das Programm probt, das am Sonntag im Kaisersaal zum Start der närrischen Session das ausverkaufte Haus erfreuen soll. 450 Tickets sind weg, neun waren – Stand gestern 16.30 Uhr – noch zu haben. Es wird also voll, wenn um 19.11 Uhr die Proklamation beginnt. Und laut. 111 Musiker werden zwar nicht versuchen, mit Höllenlärm das historische Gebäude wie seinerzeit die Mauern von Jericho zum Einsturz zu bringen. Aber wenn der Schalmeienchor, ein Fanfarenorchester und die KKHTrommler loslegen, sollten sensible Gemüter die Gehörgänge irgendwie schützen. Die Generalprobe für das lautstarke Spektakel findet übrigens bereits am Freitagabend im Bürgerhaus Wandersleben statt. Kai I., ein alter Karnevalsfuchs, kennt sich aus im Metier. Seit 25 Jahren ist er in Sachen Narretei auf Achse. Und dennoch, dieses Jahr ist das Kribbeln zurück. „Die Nervosität steigt seit zwei Tagen“, gibt der 42-jährige Vollblutkarnevalist gern zu. Der gern darauf verweist, dass in diesem Jahr zwei Drittel der Erfurter Karnevalsvereine an der Programmgestaltung der Proklamation mitgewirkt haben.
Kai I. ist nicht nur Chef der Ingerslebener Schalmeien Bigband, sondern auch Mitglied im Wanderslebener Narren Club. Womit sich der Kreis schließt zum Bürgerhaus des Ortes. Das wurde den Erfurter Narren kurzentschlossen zur Generalprobe bereitgestellt, weil sich in Erfurt selber kein geeigneter Saal finden ließ. Und Wanderslebens Narren verschieben extra wegen ihres künftigen Prinzen ihre eigene Proklamation um eine Woche, kommen mit einem 80köpfigen Tross am Sonntag in die Landeshauptstadt.
Das Motto der Karnevalssaison lautet übrigens „Jeder Narr ist anders, als Narren sind wir eins“. Ein deutlicher Hinweis auf Unverbrüchliches. Könnte auch über dem Ratssitzungssaal im Rathaus stehen.
Am Sonntagmorgen wird im Radisson zünftig gefrühstückt, dann geht‘s los mit dem gesamten närrischen Hofstaat in Richtung Fischmarkt. Um 11.11 Uhr, wie bei Narren am 11.11. bundesweit üblich, wird die Session feierlich eröffnet. Auch das Kinderprinzenpaar wird proklamiert. Es folgt eine närrische Ratssitzung. Die könnte etwas einseitig ausfallen, alldieweil bislang nur die Fraktion der Bunten (FDP, Freie Wähler und Piraten) ihre Mitwirkung erklärt hat. Dann ein kurzes Durchschnaufen und etwas Ruhe, ehe es am Abend um 19.11 Uhr im Kaisersaal ernst und, wie gesagt, recht laut wird.
Es wird eine lange Karnevalssaison 2018//2019. Sie endet am 3. März mit dem traditionellen Umzug in Erfurt. Gut 100 Termine sind für Josi I. und Kai I. bereits fest geplant. „Traditionell werden es gut und gern doppelt so viele. Das ist das Maß der Dinge“, wirft GEC-Präsident Thomas Kemmerich ein.
Der Erfurter Prinz indes lässt sich davon überhaupt nicht schrecken. Auch wenn er schon vor Beginn drei Kilo abgenommen hat, wie er sagt. Das passt zu seinem Sternzeichen Jungfrau. Dem sagt man nach, es versuche immer das Beste aus einer Sache zu machen und das Optimum zu erreichen.
Kai I., der sonst die Kulturherberge in Tambach-Dietharz leitet, hat übrigens seinen Jahresurlaub 2016 und 2017 für die närrische Regentschaft angespart. Seit dem EuGH-Urteil vom Dienstag zum Thema nicht genommener Urlaub kann also gar nichts mehr schief gehen.
Seit 25 Jahren aktiver Karnevalist – das prägt
Ein Teil unserer Ausgabe enthält Beilagen der Firmen Höffner Möbelhandelsgesellschaft mbH und Farben Lehmann.