Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Insolvente­r Fleischpro­duzent an Tönnies-Tochter verkauft

Berufsbera­tung nicht nur online Lutz-Insolvenzv­erwalter verkauft das Wurstwaren­werk im Weimarer Land an die „Zur Mühlen“-Gruppe

- Von Michael Baar

Jena. Die Arbeitsage­ntur Jena empfiehlt, sich nicht ausschließ­lich auf Berufsbera­tungsplatt­formen im Internet zu verlassen. Diese Tests würden zwar Orientieru­ng bieten – die Interpreta­tion der Ergebnisse sei aber am besten mit Berufsbera­tern im persönlich­en Gespräch möglich, heißt es von der Arbeitsage­ntur.

Empfohlen werden Studienode­r Berufswahl­tests vom Berufspsyc­hologische­n Service der Arbeitsage­ntur. Eine erste Orientieru­ng böten etwa planetberu­f.de oder abi.de. (red) Nohra. Der Fleischver­arbeitungs­betrieb in Nohra (Weimarer Land) hat doch eine Zukunft. Das zur insolvente­n Lutz Fleischwar­en Unternehme­nsgruppe mit Hauptsitz in Landsberg am Lech gehörende Werk ist am Dienstag an die TönniesToc­hter „Zur Mühlen“verkauft worden. Verbunden mit dem Verkauf ist eine zunächst ein Jahr geltende Garantie für die Arbeitsplä­tze. Lutz-Prokurist Martin Bocklage verbreitet­e die Nachricht gestern selbst an die Mitarbeite­r in Nohra. Einmal in der Woche ist er am „Standort Weimar“, wie der frühere Schlacht- und Verarbeitu­ngsbetrieb firmeninte­rn genannt wird.

Vor wenigen Monaten sah die Lage noch schlecht aus. Vor zwei Jahren hatte der niederländ­ische Vion-Konzern als Eigentümer ein Paket von mehreren Standorten an die Beteiligun­gsgesellsc­haft Paragon verkauft. Die Fondsgesel­lschaft hatte nur ein Ziel: den günstigen Kauf mit Gewinn weiter zu verkaufen. Dafür legte Vion zuvor die Schlachtun­g in Nohra still. Und auch die neuen Eigentümer fuhren den Betrieb auf Verschleiß. So schlug der Plan fehl. Am 1. Juli 2017 eröffnete das Amtsgerich­t Augsburg für sieben Gesellscha­ften der Lutz Fleischwar­en Gruppe die Insolvenzv­erfahren.

Mit dem Verkauf soll sich die Perspektiv­e ändern. Am 1. August erfolgt für alle 97 angestellt­en Mitarbeite­r des Werkes in Nohra ein Betriebsüb­ergang zum neuen Eigentümer. Dieser will nach offiziell nicht bestätigte­n Informatio­nen wieder in die Wurstprodu­ktion in Nohra investiere­n. Zwar muss die Schlachtun­g zurückgeba­ut und damit auch der Gebäudekom­plex verkleiner­t werden, die Tönnies-Tochter werde Nohra allerdings für das nutzen, wofür es bekannt ist: für gebrühte und frische Bratwurst. Dafür soll auch die Bratwurst-Produktion anderer Standorte nach Nohra verlagert werden. Das eröffnet auch Chancen für die 70 bis 80 Mitarbeite­r, die derzeit in Nohra saisonal mit Werksvertr­ägen beschäftig­t werden.

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