Irreführende Aussagen
Das dürfte noch hitzige Diskussionen geben! Ex-Radstar GustavAdolf Schur, genannt „Täve“und für viele Menschen im Osten ein unvergleichliches Idol, hat sich mit einem am Donnerstag veröffentlichten Interview reichlich Zorn zugezogen. „Der DDR-Sport war nicht kriminell, sondern vorzüglich aufgebaut: Der Aufbau der sportlichen Gesundheit der Bevölkerung aus den Kindergärten heraus über den Schulsport bis hin zu den Leistungssporteinrichtungen war einmalig“, hatte Schur der Zeitung „Neues Deutschland“gesagt. Den DDR-Sport als kriminell zu bezeichnen, sei „völliger Quatsch“.
Aussagen, die teilweise für Entrüstung gesorgt haben: Doping-Jägerin Ines Geipel oder der frühere Skilanglauftrainer Henner Misersky attackierten Schur umgehend und fordern mit Nachdruck, die Nominierung für die Aufnahme in die Hall-of-Fame der Stiftung Deutsche Sporthilfe zurückzuziehen. Diese selbst distanzierte sich sofort, auch wenn eine Rücknahme der Nominierung noch kein Thema ist.
Zumindest deuten die Aussagen von Schur auf mangelnde Distanz zur Doping-Geschichte der DDR hin. Es ist verwerflich, diese zu verharmlosen, obwohl beispielsweise Minderjährigendoping belegt ist. Die Verklärung durch den 86-Jährigen ist wohl auch kaum mit Altersstarrsinn zu erklären.
Mit den Aussagen wird die Kontroverse um eine mögliche Aufnahme des einstmals populärsten und beliebtesten DDRSportlers in die Hall-of-Fame anhalten. Es würde auch nicht überraschen, wenn der zweite Vorstoß scheitert. Schon 2011 sollte Schur aufgenommen werden, er bekam von der Jury aber nicht die Mehrheit. Geschichte kann sich wiederholen.