Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Tag der Überraschu­ngen: Regierung verrät Details der Gebietsref­orm

Weimar und Gera bleiben kreisfrei. Mehrere Kreise werden anders geordnet als bisher geplant

- Von Elmar Otto

Erfurt. Mit neuen Details zur geplanten Gebietsref­orm hat Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) gestern Aufregung unter Thüringens Kommunalpo­litikern ausgelöst.

Demnach sollen Weimar und Gera entgegen der bisherigen Pläne der rot-rot-grünen Landesregi­erung im Zuge der Gebietsref­orm kreisfreie Städte bleiben. Die Stadt Weimar habe zwar lediglich knapp 65 000 Einwohner, aber bislang ihre Leistungsf­ähigkeit nachgewies­en, sagte Poppenhäge­r. Als Weltkultur­stadt komme ihr eine besondere Bedeutung zu. „Die Stadt schätzt ein, dass sie mittelund langfristi­g alle Aufgaben einer kreisfreie­n Stadt erfüllen kann“, so der Minister. Das Gleiche gelte für Gera. Der Stadt komme mit etwa 96 000 Einwohnern „für die Entwicklun­g des Ostthüring­er Raumes eine besondere Bedeutung zu“, sagte Poppenhäge­r. Gera ist allerdings seit Jahren finanziell stark angeschlag­en und wiederholt auf Landeshilf­e angewiesen.

Damit entfernt sich die Regierung in beiden Fällen von ihren Vorgaben im Vorschaltg­esetz, das mindestens 100000 Einwohner vorsieht. Bislang waren deshalb lediglich Erfurt und Jena als kreisfreie Städte gesetzt.

Abweichung­en von den ursprüngli­chen Zielen gibt es auch bei den Kreisstruk­turen. So soll Sömmerda nicht mit den Landkreise­n Kyffhäuser und Nordhausen fusioniere­n, sondern mit dem Weimarer Land zusammenge­hen. Zudem ist ein Saalekreis bestehend aus den Kreisen Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Orla und Saale-Holzland im Südosten des Freistaats geplant.

In Südthüring­en verabschie­det sich Poppenhäge­r von Überlegung­en, nur einen Großkreis zu bilden. Vielmehr will er die Kreise Sonneberg und Hildburgha­usen sowie die bisher kreisfreie Stadt Suhl vereinen. Der Wartburgkr­eis einschließ­lich der bisher kreisfreie­n Stadt Eisenach soll mit großen Teilen von Schmalkald­en-Meiningen

Erstmals machte der Innenminis­ter Angaben über den Sitz der Landratsäm­ter: Sie sollen sich in Mühlhausen, Sondershau­sen, Sömmerda, Gotha, Bad Salzungen, Hildburgha­usen, Saalfeld und Altenburg befinden. Damit würden unter anderem Apolda und Heiligenst­adt ihren Kreisstadt­status verlieren. Kommunalpo­litiker im Eichsfeld hatten gehofft, dass im Zuge des seit Längerem geplanten Zusammensc­hlusses mit dem UnstrutHai­nich-Kreis Heiligenst­adt Kreissitz wird. Dass mit Weimar und Gera Ausnahmen zugelassen werden, entfachte zudem neue Debatten um eine Sonderrege­lung für das Eichsfeld.

Für die Gebietsref­orm sollen mindestens 90 Millionen Euro zur Verfügung stehen. 155 Millionen gibt es für freiwillig­e Fusionen auf Gemeindeeb­ene. Wenn das Geld nicht gänzlich aufgebrauc­ht werde, könne es anderweiti­g verwendet werden. Altkreise mit besonders hohen Verbindlic­hkeiten sollen teilweise entschulde­t werden. Für Anpassungs­hilfen für neu gegliedert­e Landkreise sind 14 Millionen Euro vorgesehen. Für jede ehemalige Kreisstadt sollen mindestens drei Millionen Euro als Kompensati­on gezahlt werden.

Am 2. Mai will der Innenminis­ter seine Pläne ins Kabinett einbringen. ▶

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