Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Beckenbaue­r verteidigt Millionen-Zahlung

- Von Florian Lütticke und Arne Richter

Nach Enthüllung eines Werbevertr­ages geht auch die DFB-Spitze auf Distanz zum früheren Chef des WM-Organisati­onskomitee­s

Berlin. Im Oktober 2004 war die Welt von Franz Beckenbaue­r noch in Ordnung. Als großer WM-Beschaffer durfte sich die damals unantastba­re Lichtgesta­lt des deutschen Fußballs in der rheinland-pfälzische­n Provinz feiern lassen.

Über einen grünen Teppich in Form eines Strafraums schritt Beckenbaue­r, um in RansbachBa­umbach 590 Tage vor Turnierbeg­inn einen weiteren Coup zu präsentier­en: Die Vereinbaru­ng mit dem Sportwette­nanbieter Oddset als nationaler Sponsor. „Wir sind im grünen Bereich“, verkündete der Chef des WM-Organisati­onskomitee­s stolz. Zwölf Jahre später herrscht dagegen schon wieder Alarmstufe Rot. Nach all den bisherigen Enthüllung­en in der WM-Affäre ist nun noch der Mythos des unentgeltl­ich zum Wohle des deutschen Fußballs um die Welt jettenden Sommermärc­hen-Organisato­rs zerstört. Stets hatte Beckenbaue­r beteuert: „Ich mache das natürlich ehrenamtli­ch.“

Stattdesse­n ließ sich der heute 71-Jährige mit 5,5 Millionen Euro fürstlich für einen Werbevertr­ag entlohnen. Schon zur damaligen Zeit hieß es, dass Beckenbaue­r „als so genanntes Testimonia­l“Oddset zur Verfügung stehen werde. Nicht bekannt war jedoch, wie nun der amtierende DFB-Präsident Reinhard Grindel anprangert, dass Beckenbaue­r mit Geld „aus dem Topf für die Organisati­on der WM 2006“bezahlt wurde. „Sicher“könne da nicht von einem Ehrenamt gesprochen werden, erklärte der heutige Verbandsch­ef.

Dass die Absprache mit dem Deutschen Fußball-Bund nun erst durch Medienberi­chte herauskomm­t und der DFB auf deutliche Distanz zu ihm geht, lässt das Denkmal Beckenbaue­rs immer weiter bröckeln.

Seit Beginn der Affäre vor einem Jahr kommt nur tröpfchenw­eise die Wahrheit heraus, wie Beckenbaue­r & Co. wirk- lich die WM nach Deutschlan­d geholt haben und welche Gelder wohin geflossen sind. Inzwischen treiben die Überweisun­gen von 6,7 Millionen Euro zuerst nach Katar an Skandalfun­ktionär Mohamed bin Hammam und dann über das WM-Ok und die Fifa zurück zu Kreditgebe­r Robert Louis-Dreyfus Beckenbaue­r auch juristisch in die Enge. Durch die Ermittlung­en der Schweizer Bundesanwa­ltschaft drohen dem Wahl-Österreich­er Konsequenz­en.

Gestern ließ Beckenbaue­r zu den neuesten Vorwürfen zunächst nur seine Anwälte sprechen. Die Behauptung­en, Beckenbaue­r habe die 5,5 Millionen für die WM 2006 oder für ein Ehrenamt bekommen, seien falsch, schrieben sie.

Beckenbaue­r lässt seine Anwälte sprechen

 ??  ?? Schwere Zeiten: Franz Beckenbaue­r fällt nun ein Werbevertr­ag auf die Füße. Foto: Marc Müller, dpa
Schwere Zeiten: Franz Beckenbaue­r fällt nun ein Werbevertr­ag auf die Füße. Foto: Marc Müller, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany