Ein Bus, der fährt und schwimmt
Durch Hamburg kurvt seit Kurzem ein großes Fahrzeug. Doch es ist nicht nur auf der Straße unterwegs
Hamburg. „Jetzt macht mal alle die Fenster zu, sonst werdet ihr nass“, ruft der Busfahrer Fiete seinen Fahrgästen zu. „Es geht ins Wasser!“Wir halten erschrocken den Atem an. Fiete braust mit schnellem Tempo auf die Hafenkante in der Stadt Hamburg zu. Dort geht es einige Meter steil abwärts in den Fluss, die Elbe.
Wir stellen uns schon vor, wie wir gleich im hohen Bogen durch die Luft segeln und mit dem Bus ins Wasser platschen. Wie in einem Film! Aber dann macht Fiete doch einen schnellen Schlenker zurück Richtung Land. Wir werden beinahe von den Sitzen geschleudert. Alle müssen lachen.
„War doch nur Spaß“, sagt Fiete. Er heißt eigentlich Jan Peter Mahlstedt, will aber lieber Fiete genannt werden. „Von hier aus fahren wir noch nicht ins Wasser.“Aber dass der neue Bus tatsächlich wie ein Schiff auf der Elbe schippern kann, ist kein Witz. Ein paar Minuten später fahren wir langsam eine Bootsrampe hinab. Fiete schaltet die Schiffsmotoren ein. Dann tuckern wir über den Fluss. Um uns herum ist Wasser. „Für die- sen Bus wurde das Grundgerüst eines Lastwagens genutzt“, weiß Fiete zu berichten. Der Rest wurde so gebaut, dass das Fahrzeug wie ein Schiff auf dem Wasser fahren kann.
„Die Hülle ist zum Beispiel aus Schiffsstahl“, erklärt Mahlstedt. „Das ist viel robuster und auch schwerer als Metall, das für Autos verwendet wird.“Der Schwimmbus wiegt rund 19 Tonnen, also etwa so viel wie 19 kleinere Autos. „Ein Auto sollte sich nicht mit uns anlegen“, sagt Mahlstedt zum Spaß. „Wir sind stärker.“
Diese Busse gehören zu den Amphibienfahrzeugen. Denn sie können sich wie bestimmte Tiere, zum Beispiel Frösche, an Land und im Wasser fortbewegen. Diese Tiere heißen Amphibien.
Jeder normale Bus würde sofort untergehen. Aber mit einem Schwimmbus kann man sich im Wasser fortbewegen. Das Fahrzeug wurde von unten komplett abgedichtet und mit einem besonderen Material bearbeitet. „So kommt von unten kein Wasser herein“, erklärt Fiete. „Durch den Auftrieb und die Luft im Fahrzeug schwimmt es auf dem Wasser.“
Dass wir uns auf dem Fluss be- wegen, liegt an zwei Jetmotoren. Wie sie arbeiten, kann man sich vereinfacht so vorstellen: „Die Motoren saugen das Wasser an und pressen es wieder heraus. Dadurch wird das Schiff vorwärtsgetrieben“, sagt Fiete. Er ist jetzt nicht mehr Busfahrer, sondern Kapitän. Früher ist er auf den Weltmeeren gefahren.
Je nachdem wie die Motoren ausgerichtet sind, lässt sich das Fahrzeug steuern. Nach links oder rechts. Oder wie man in der Seemannsprache sagt: nach Backbord oder Steuerbord. „Man kann sich das vorstellen wie zwei Ruder“, sagt Fiete.
Dann nimmt der Kapitän wieder Kurs aufs Land. Er schaltet die Schiffsmotoren wieder ab und einen dritten Motor für den Betrieb an Land an. Als wir aus dem Wasser zurück auf die Straße fahren, stehen viele Leute mit Kameras am Rand. Menschen machen Fotos und winken uns zu. Einen schwimmenden Bus haben sie wohl auch noch nie gesehen!