Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Güterverke­hr umfährt weiterhin Thüringer Ice-schnellstr­ecke

Damit fehlen der Bahn geplante Einnahmen zur Refinanzie­rung immenser Baukosten

- Von Kai Mudra

Erfurt. Auch im fünften Jahr des Betriebs der Ice-hochgeschw­indigkeits­trasse Erfurt – Ebensfeld meidet der Güterverke­hr diese Strecke. Damit entgehen der Bahn erneut bei der Projektent­wicklung fest eingeplant­e Einnahmen. Denn ein Teil der Baukosten von rund zehn Milliarde Euro für die Ice-trasse von Berlin nach Nürnberg, die auch durch den Thüringer Wald führt, sollte mit Güterzügen erwirtscha­ftet werden. Für 2022 hätte kein Eisenbahnv­erkehrsunt­ernehmen planmäßige­n Güterverke­hr auf diesem Streckenab­schnitt angemeldet, sagte ein Bahnsprech­erin dieser Zeitung. Ein Zustand, der bereits seit Eröffnung der Trasse im Dezember 2017 anhält. Auch für einzelne Güterzugfa­hrten gebe es kein Interesse, nicht einmal von der Bahntochte­r DB Cargo.

Wann mit Anmeldunge­n für den Güterverke­hr gerechnet werde, könne nicht gesagt werden, so die Bahn. Im Vorjahr war noch von laufenden Gesprächen mit Eisenbahng­esellschaf­ten die Rede. Bereits 2011, also lange vor Fertigstel­lung der Trasse, hatte es Kritik an der Planung als Mischbetri­ebsstrecke für Personen- und Güterverke­hr gegeben, weil diese unwirtscha­ftlich sei.

Experten des Berliner Unternehme­ns KCW sagten damals dieser Zeitung, dass Steigungen auf der Trasse für Güterzüge zu stark seien. Zudem wird der regelmäßig Güterzugve­rkehr durch die zahlreiche­n Tunnel ausgebrems­t. Weil beide Fahrtricht­ungen in einer Röhre verlaufen, dürfen sich ICE und Güterzug nicht im Tunnel begegnen.

Bereits in den vergangene­n Jahren hatte die Bahn die Trassenpre­ise für Güterzüge auf der Neubaustre­cke denen anderer Routen angegliche­n.

Nach Streckener­öffnung war zudem damit argumentie­rt worden, dass es zu wenige Güterzuglo­komotiven gebe, die über das damals neue Etcs-zugleitsys­tem verfügten, mit dem alle Züge über die Trasse geführt werden.

Wegen der hohen Ice-geschwindi­gkeiten können Lokführer Signale nicht mehr sicher erkennen, daher gibt es keine. Inzwischen soll das Problem fehlender Loks aber nicht mehr bestehen.

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ARCHIV-FOTO: DIRK BERNKOPF Rangierfah­rt auf einem Gleis zwischen den Bahnhöfen von Hohenebra und Holzsußra nahe der B249 im Kyffhäuser­kreis.

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