Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Luft für DFB-BOSS Keller wird immer dünner
Durch seinen Nazi-vergleich wächst der Druck auf den 64-Jährigen. Einen Rücktritt schließt er aus
Frankfurt/m. Dfb-präsident Fritz Keller hat sich mit einer verbalen Entgleisung selbst ins Abseits gestellt, klammert sich aber trotz des öffentlichen Entsetzens über seinen Nazi-vergleich an seinen Posten. „Einen Rücktritt schließe ich aus“, sagte der 64 Jahre alte Freiburger gestern. Keller hofft offensichtlich, sich zumindest bis zu einem vorgezogenen Dfb-bundestag im Amt retten zu können.
Keller hatte seinen Vizepräsidenten Rainer Koch bei einer Präsidiumssitzung am vergangenen Freitag nach übereinstimmenden Medienberichten mit Nazi-richter Roland Freisler verglichen. Der DFB äußerte sich nicht zu Einzelheiten, bestätigte allerdings die Entschuldigung
Kellers. Entgegen den Aussagen des Verbandschefs hat Koch die Entschuldigung bisher jedoch nicht angenommen.
Im besten Dfb-duktus ließ Keller gestern mitteilen: „In Zeiten gesellschaftlicher Zerrissenheit sollten wir uns als Fußballer nach meinem Foul die Hände reichen und ein gemeinsames Zeichen der Versöhnung geben. Ich freue mich, dass Rainer Koch zu gemeinsamen Gesprächen bereit ist.“
Wegen des seit Monaten schwelenden Führungsstreits waren schon vor diesem Vorfall für den Spätsommer dieses Jahres Neuwahlen im Gespräch, die eigentlich erst 2022 anstehen. Amateurvertreter im Sieben-millionen-mitglieder-verinakzeptabel band mucken gegen das Chaos an der Spitze immer mehr auf und distanzierten sich nun klar von Keller.
„Mit Entsetzen und völligem Unverständnis“reagierte das Präsidium des Süddeutschen Fußballverbandes auf die Wortwahl Kellers. „Dies ist eine Äußerung, die völlig
ist (...)“, heißt es in einem Schreiben, das auch von Dfb-vizepräsident Ronny Zimmermann unterschrieben ist. Gerade weil Koch Richter am Oberlandesgericht München ist, sei es völlig abwegig, Koch „auch nur ansatzweise in die Nähe des höchsten Repräsentanten der unsäglichen und menschen-verachtenden Willkürjustiz des ,Dritten Reiches’ zu rücken“.
Der 1945 gestorbene Freisler war als Teilnehmer an der Wannseekonferenz einer der Verantwortlichen für die Organisation des Holocaust und später Präsident des berüchtigten Volksgerichtshofes, wo er etwa 2600 Todesurteile verhängte, darunter auch gegen die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.