Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Schulen schließen fast überall

Bundesrat billigt Notbremse. Keine regionale Reaktion möglich. Handwerk klagt

- Von Martin Debes und Elmar Otto

Erfurt. Wird der Inzidenzwe­rt von 165 an drei aufeinande­rfolgenden Tagen überschrit­ten, müssen Kindergärt­en und Schulen ab dem übernächst­en Tag schließen. Betroffen ist damit nach aktuellem Stand fast ganz Thüringen mit Ausnahme von Jena, Weimar sowie den Landkreise­n Hildburgha­usen, Nordhausen und Unstrut-hainich. Ausnahmen soll es zudem für Abschlussk­lassen, Förderschu­len und auch allgemein für Schüler mit besonderem Förderbeda­rf geben. Bei einer Inzidenz von 100 bis 165 müssen die Schulen Wechselunt­erricht anbieten. Der Bundesrat hatte das Infektions­schutzgese­tz mit Coronanotb­remse trotz massiver Kritik passieren lassen, das diese Regelungen vorschreib­t.

Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier unterzeich­nete das Infektions­schutzgese­tz, das nach der Veröffentl­ichung im Bundesgese­tzblatt in Kraft tritt. Sollte das heute der Fall sein, gelten ab Samstag landesweit Ausgangssp­erren. Wechselunt­erricht

beziehungs­weise das Verbot des Präsenzunt­errichts – gilt ab dem übernächst­en Tag und würde für Schulen ab Montag greifen.

„Es gibt jetzt diesen Automatism­us. Und wir haben keine Chance, regional darauf zu reagieren. Ich bin damit überhaupt nicht zufrieden“sagte Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) dieser Zeitung.

In einer Protokolln­otiz bemängelte die Landesregi­erung Details. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnet­e die Einschränk­ungen als teilweise nicht nachvollzi­ehbar. „Draußen ist die Ansteckung­sgefahr zwanzigmal niedriger als drinnen“, sagte er mit Verweis auf wissenscha­ftliche Studien.

Kritik kam auch vom Verband der Wirtschaft Thüringens. „Gerade für Dienstleis­ter wird das noch einmal sehr hart“, sagte Sprecherin Ute Zacharias dieser Zeitung. Die Regelungen blieben unübersich­tlich. Der Erfurter Handwerksk­ammerpräsi­dent Stefan Lobenstein warnte vor einer Zermürbung der Betriebe. „Dem Handwerk geht die Puste aus“, sagte er.

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