Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Urlaub nach „Klebstoff-sieg“

Das 8:0 über Estland lässt die deutsche Fußball-nationalma­nnschaft noch näher zusammenrü­cken

- Von Sebastian Weßling und Marian Laske

Mainz. „Abfahrt in zwei Minuten“, dröhnte es aus dem Hintergrun­d. Was Ilkay Gündogan mit einem Lächeln quittierte. Zwei Minuten also bis zum Urlaub, da blieb noch etwas Zeit, um über diesen besonderen Abend in Mainz zu sprechen. „Das tut extrem gut. Nicht nur mir, sondern uns allen“, sagte Gündogan. „Wir hatten alle eine sehr schwierige Zeit im Dfb-trikot. Doch das macht Bock auf mehr.“

Wobei mehr Tore schwierig werden dürften, denn gegen Estland kombiniert­e sich die deutsche Nationalma­nnschaft schon zu acht Treffern. Marco Reus (10. und 37.), Serge Gnabry (17. und 63.), Leon Goretzka (20.), Ilkay Gündogan (26./Foulelfmet­er), Timo Werner (79.) und Leroy Sané (88.) trugen sich in die Torschütze­nliste ein. Zuletzt hat die Elf vor fast 13 Jahren beim 13:0 gegen San Marino höher gewonnen.

„Man darf das Ergebnis aber nicht überbewert­en“, sagte Nationalma­nnschaftsd­irektor Oliver Bierhoff. „Estland war nicht der starke Gegner.“Nüchtern betrachtet brachte der dritte Sieg im dritten Spiel der Qualifikat­ion für die Europameis­terschaft 2020 zudem auch nicht mehr als drei Punkte ein.

Und doch hatte dieser Erfolg auch etwas Rauschhaft­es. Nach dem blamablen Jahr 2018, den vielen drögen Auftritten. Das 8:0 war ein „Klebstoff-sieg“, der zum einen die Mannschaft noch einmal enger aneinander rückte. Der zum anderen auch die Profis und die Fans wieder enger aneinander­band. Lange war die Stimmung bei einem Länderspie­l nicht mehr so ausgelasse­n wie im mit 26.050 ausverkauf­ten Mainzer Stadion. „Es wächst was zusammen“, erklärte CoTrainer Marcus Sorg, der den verletzten Bundestrai­ner Joachim Löw vertrat.

Tatsächlic­h scheinen sich die Spieler immer besser zu verstehen. Bislang nutzen die Profis den freien Raum, der sich durch die Ausbootung von Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller ergeben hat. Die Jungen wie Kimmich (24), Niklas Süle (23) oder auch Goretzka (24) streben nach mehr Verantwort­ung. Und auch die Älteren wie Gündogan (28) und Reus (30) zählen zu den Gewinnern, weil sie nun bewusster vorangehen.

Erstmal zeige der Erfolg, dass man auf dem richtigen Weg sei, so Gündogan. „Er ist wichtig für unser Selbstvert­rauen“, ergänzte Reus. Denn: „Wir wollen wieder nach ganz oben.“Allerdings werden die kommenden Gegner in der Em-qualifikat­ion wesentlich mehr Aufschluss geben, wie nah die Mannschaft der Spitze schon ist. Erst reisen die Niederländ­er nach Hamburg (6. September), dann fliegt die DFB-ELF zum Tabellenfü­hrer Nordirland (9. September).

„Wir müssen da unseren Weg weiterführ­en und uns noch verbessern“, sagte Gündogan, ehe er sich verabschie­dete. Die zwei Minuten waren rum. Urlaub.

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FOTO: FREY/DPA Geschlosse­nheit: Leroy Sane (li.), Ilkay Gündogan und Serge Gnabry (re.) bejubeln ein Tor.

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