Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Millionen für von der Leyens Berater

Rechnungsh­of: Mittel wurden zweckentfr­emdet ausgegeben. Im Fokus das Beschaffun­gsamt

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Berlin. Das Verteidigu­ngsministe­rium hat nach einem Bericht vom „Spiegel“Aufträge für externe Unternehme­nsberater in Höhe von acht Millionen Euro regelwidri­g vergeben. Das Magazin bezieht sich auf den Bundesrech­nungshof (BRH). Konkret geht es um Beratung für ein It-projekt im neu eingericht­eten Cyber-kommando. Sie wurde demnach aus einem Posten bezahlt, der für die Einrichtun­g und Pflege von Software-produkten bestimmt war. Ein Ministeriu­mssprecher erklärte am Sonntag, „die kritisiert­en Vorgänge sind Gegenstand weiterer Untersuchu­ngen“. Im Fokus der Revision: das Koblenzer Beschaffun­gsamt der Bundeswehr.

Die Brisanz ergibt sich weniger aus der Höhe der Vergabe. Acht Millionen Euro sind ein relativ kleiner Posten im 38,5-Milliarden-euro-etat. Davon sind mehr als sechs Milliarden allein für Investitio­nen bei der Truppe vorgesehen. Das Parlament stimmt über Beschaffun­gen einzeln auch erst ab einer Höhe von 25 Millionen Euro ab.

Relevant könnten die Vorwürfe insbesonde­re dann werden, wenn es sich um keinen Einzelfall handelt. Hat die Zweckentfr­emdung Methode? Nun wird ermittelt, ob es vergleichb­are Fälle bei anderen Berater-verträgen gibt – und gerade Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) hat in den vergangene­n Jahren mehrfach externe Unternehme­nsberater engagiert. Allein für die Reform der Rüstungsbe­schaffung wurden laut „Spiegel“im Jahr 2016 Berater-verträge für über 208 Millionen Euro geschlosse­n.

Das Beschaffun­gsamt hatte im Februar 2016 einem Rahmenvert­rag mit einem It-unternehme­n geschlosse­n, das Ibmsoftwar­eprodukte liefern und pflegen sollte. In Wahrheit wurden ganz andere Leistungen bezahlt, nämlich Berater mit Tagessätze­n zwischen 900 und 1700 Euro.

Der Bundesrech­nungshof beklagt in seinem 17 Seiten langen Prüfberich­t, es sei klar zu sehen, „dass sich das BMVG im Bereich IT zunehmend von bestimmten Beratungsu­nternehmen und Einzelpers­onen abhängig macht“. Viele It-projekte könne das Ministeriu­m offenkundi­g gar „nicht ohne diese externe Unterstütz­ung bewältigen“.

Auffällig sei auch, dass leitende Mitarbeite­r des Cyber-bereichs im Ministeriu­m offenbar gezielt handelten: „Das BMVG gab dabei häufig bestimmte Beraterunt­ernehmen sowie Einzelpers­onen explizit vor und ‚wünschte‘ sich diese“, kritisiere­n die Prüfer.

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Im Blick: Der Sitz des Verteidigu­ngsministe­riums in Berlin. dpa

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