Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Bachelor-studenten bleiben gern in Thüringen
Eine Studie untersucht, wie ausländische Studenten den Weg in Jobs finden
Jena. Weil die Zahl ausländischer Studenten in Thüringen steigt, wächst auch das Potenzial, aus diesem Kreis Fachkräfte zu gewinnen. 6999 waren es im vergangenen Wintersemester – eine Steigerung um immerhin etwa 70 Prozent gegenüber dem Wintersemester 2010/11. Ihr Potenzial soll genutzt werden: „Die Studierenden werden schon während des Studiums integriert, das muss nicht erst bei der Arbeit passieren“, sagt Volkswirtschafts-professorin Silke Übelmesser von der Friedrich-schiller-universität. Sie lernen auf diese Weise die Sprache, den Umgang mit Behörden, mit Arbeitgebern für Praktika oder Studentenjobs, finden Freunde oder Lebenspartner. Übelmessers Lehrstuhl bearbeitet die studentische Seite der Hith-studie („Hochqualifiziert. International. Thüringen.“). Wie Firmen sich um ausländische Fachkräfte bemühen, untersuchen die Wirtschaftsgeografen der Uni. Gefördert wird die Studie vom Freistaat Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Gerade zu Beginn ihres Studiums – egal ob das ein Bachelor-studium oder ein aufbauendes Master-studium ist – fühlt sich die überwiegende Mehrheit der Studenten in Thüringen willkommen – besonders jene aus Süd- oder Südostasien mit 93 Prozent. Das hat ein Zwischenfazit der Studie ergeben, die noch bis 2019 läuft. „Dann geben die Werte meist etwas nach“, so Übelmesser. Das sei der normale Einzug des Alltags. Zum anstehenden Semesterbeginn will man unter neuen Studenten erneut Fragebögen verteilen. Bisher wurde elektronisch erhoben – mit der manuellen Methode erhofft man sich deutlich höhere Beteiligung.
Am Ende sollen Empfehlungen für die Politik stehen, wie jenen, die hier studieren, der Wechsel auf den lokalen Arbeitsmarkt schmackhaft gemacht und erleichtert werden kann. „Wer noch nicht weiß, ob er bleibt, gehört zur Zielgruppe.“Wer ohnehin, zum Beispiel aus privaten Gründen, bleiben wolle, den müsse man nicht überzeugen. Grundsätzlich hätten Bachelor-studenten eine höhere Bereitschaft zu bleiben. Bei Silke Übelmesser ist Professorin für Finanzwissenschaft an der Uni Jena. Foto: Anne Günther
ihnen gelinge die Integration leichter, auch weil die Studiengänge in der Regel auf Deutsch seien. Aufbauende Master-studiengänge gibt es auch in anderen Sprachen. Aktuelle politische Ereignisse werden nicht abgefragt, sie könnten sich aber im Empfinden der Betroffenen niederschlagen: „Natürlich hören wir zum Beispiel von schiefen Blicken in der Bahn“, sagt Lehrstuhl-mitarbeiter Fabian Könings. Eine Einordnung, ob das wegen der Hautfarbe oder aus anderen Gründen passiere, sei aber kaum zu treffen.
Immerhin, so schätzt die Landesregierung, braucht es bis 2030 mehr als 340 000 Fachkräfte durch Wachstum und Verrentung – und der Bedarf kann aus Thüringen heraus nicht gedeckt werden. Dass die Zahl der Gaststudenten als Lückenfüller nicht reicht, ist klar: „Eine von mehreren Möglichkeiten ist es aber doch“, so Übelmesser.