Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Stromnetze schneller ausbauen
Bundeswirtschaftsminister Altmaier will neue Leitungen zur Chefsache machen
Bonn. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will den im Rahmen der Energiewende geplanten Ausbau der Stromnetze beschleunigen und zur Chefsache machen. „Wir haben beim Netzausbau nicht mehr viel Zeit. Die Stunde der Wahrheit ist gekommen“, sagte Altmaier beim Besuch der Bundesnetzagentur in Bonn. Der Minister will seine Kollegen aus den Bundesländern am 20. September zu einem „Netzgipfel“einladen. Dabei soll besprochen werden, wie die benötigten neuen Stromleitungen schneller als bisher gebaut werden können. Man sei hier „katastrophal in Verzug“geraten, sagte Altmaier. Der Minister kündigte einen „Aktionsplan Stromnetz“und ein „Netzausbaubeschleunigungsgesetz“an. Beide sollen den Bau der Leitungen vorantreiben. Das Gesetz soll dafür konkrete Ziele enthalten: „Meine Erfolgsquote bemisst sich an den gebauten Kilometern“, sagte Altmaier. Der Aktionsplan sieht zum einen vor, den Bau neuer Leitungen zu beschleunigen. Für jedes Vorhaben soll es künftig ein vorausschauendes Controlling geben, mit regelmäßigen Treffen der Beteiligten. Daneben sollen Planungsverfahren kürzer, das Vorschlagsrecht der Länder für Alternativplanungen beschränkt werden. Zum anderen sollen die bestehenden Stromnetze optimiert und höher ausgelastet werden.
Hintergrund für die Aktivitäten Altmaiers ist der Plan, dass immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert werden soll. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 65 Prozent wachsen – gegenwärtig sind es 36 Prozent. Gleichzeitig soll bis 2022 das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen. Bis jetzt aber ist das deutsche Stromnetz nicht ausreichend darauf vorbereitet. Nach aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur sind von erforderlichen 7700 Kilometern beim Netzausbau im Zuge der Energiewende derzeit 1750 Kilometer genehmigt, nur 950 realisiert. Das liegt zum Teil auch am Widerstand betroffener Bürger.
Konkret führt das dazu, dass der aus Windkraft in Norddeutschland erzeugte Strom noch nicht in der gewünschten Menge nach Süden transportiert werden kann. Wird im Norden zu viel Windenergie produziert, müssen die Anlagen dort abgeschaltet werden.