Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Wo ist der Schlüssel?
Elena Rauch über ein ungerechtes Urteil
In dieser Woche führte uns das Amtsgericht in Bonn vor, wie ungerecht es zugehen kann.
Weil ihr Mann notorisch ohne Führerschein fuhr, muss seine Frau jetzt Strafe blechen: Sie hatte den Autoschlüssel nicht gut genug versteckt.
Dabei wird doch immer uns Frauen vorgeworfen, Dinge zu verstecken, die Männer dann ewig suchen müssen: Das Ladekabel vom Handy, die Butter im Kühlschrank, das Lieblingshemd, und sehr gern auch den Autoschlüssel.
Vermutlich war es auch eine Frau, die den Seeweg nach Indien versteckt hat. Männer, die mal etwas von Beziehungsstrategie gehört haben, vermuten, Frauen verstecken Dinge, um Männer von sich abhängig zu machen.
In den meisten Fällen sind es aber die Männer selber, die ihre Sachen ablegen und sich den Ort nicht merken. Das muss am „Flow-effekt“liegen. Ein Phänomen, sich so stark in wichtige Gedanken zu vertiefen, dass die Außenwelt dabei komplett ausgeblendet wird. Männer sind besonders anfällig.
Wenn ein Mann, während er vor dem Autoschlüssel steht, nach dessen Aufenthaltsort er gerade ruft, denkt er nach. Über die Folgen des Klimawandels oder über Quantenphysik. In der Zwischenzeit muss die Frau seinen Schlüssel suchen.
Kaum läuft es mal anders, wird sie zur Kasse gebeten. 1500 Euro. Ich frage mich, ob den Richtern klar ist, wie viele Schuhe man dafür kaufen könnte. Erfurt. Die Hochschulen des Landes sollen enger miteinander kooperieren, digitaler werden und sich stärker um internationale Kontakte bemühen.
Und: Sie sollen mehr Geld bekommen. Die Finanzierung werde auf „hohem Niveau“fortgesetzt und beinhalte einen „jährlichen Mittelaufwuchs“, heißt es in den „Leitlinien zur Hochschulentwicklung in Thüringen bis 2025“.
Das Kabinett will das Papier, das von Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) stammt, am Dienstag beraten. Nach den laufenden Vereinbarungen erhöhen sich die Zuschüsse des Landes an die Hochschulen jährlich automatisch um jeweils vier Prozent. Betrug die sogenannte Grundfinanzierung 2016 noch knapp 400 Millionen Euro, so steigt sie bis zum Jahr 2020 auf 465 Millionen Euro. In etwa diesem Tempo soll es weitergehen.
In dem 20-seitigen Konzept, das der Thüringer Allgemeinen vorliegt, werden aber den Universitäten und Fachhochschulen auch Arbeitsaufträge erteilt. Die Universität Jena soll etwa ihr Fächerspektrum durch neue disziplinübergreifende Studiengänge erweitern und mehr Gelder aus den Programmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eintreiben. Damit könnte sie endlich bei den Exzellenzwettbewerben in die Spitzengruppe der deutschen Hochschulen vorstoßen.
Die Erfurter Universität müsse noch mehr sogenannte Drittmittel einwerben, heißt es. Am Standort Gotha werde das Forschungszentrum und die Forschungsbibliothek gemeinsam mit der Stiftung Schloss Friedenstein weiter ausgebaut. Zur Technischen Universität Ilmenau wird in den Leitlinien formuliert: Das Land erwarte, dass die Hochschule ihre Beteiligung an den Dfg-programmen ausbaue und enger mit anderen Universitäten in überregionalen Verbundforschungsvorhaben kooperiere. Zudem müsse die Universität die Werbung von Studenten „auf der Grundlage eines geschärften Profils jenseits der Landesgrenzen“verstärken. Dies gilt nicht nur für Ilmenau. Nach einem Höhepunkt vor fünf Jahren sinkt die Zahl der Studenten in Thüringen leicht, aber kontinuierlich und liegt derzeit bei etwas unter 50 000.
Das Land, heißt es in dem Papier, benötige aber „eine stetig hohe Zahl“von Hochschulabsolventen, „um dem Bedarf an akademisch ausgebildeten Fachkräften auch in Zukunft zu entsprechen“.
Insgesamt will Tiefensee die Ingenieurwissenschaften als Marke positionieren. Der Anteil der Studierenden in dieser Fachgruppe lag zuletzt in Thüringen mit 30 Prozent noch über dem Bundesdurchschnitt. Dies gelte es auszubauen.
Ansonsten soll die Zahl der englischsprachigen Masterstudiengänge und Lehrveranstaltungen erhöht werden. Auch will der Minister, dass mehr hiesige Studenten Auslandssemester absolvieren.
Zudem soll das Studium digitaler werden – mit mehr „mediengestützten Lehrformaten“, engeren Lehrkooperationen zwischen den Hochschulen und überarbeiteten Lehrplänen. Dafür soll ein Netzwerk „Digitale Lehre“gegründet werden.
Tiefensee verteidigt in seinen Leitlinien zudem die umstrittene Reform des Hochschulgesetzes: Obwohl nun Mitarbeiter und Studenten in den Gremien in einigen Teilbereichen die Professorenschaft theoretisch überstimmen können, schmälere dies nicht die Wissenschaftsfreiheit, sondern erhöhe vielmehr die Pluralität.
Arbeitsaufträge an Universitäten