Thüringer Allgemeine (Eisenach)
„Stehen wir jetzt mit einem Bein im Knast?“
Warum beim Förderverein Schloss Hummelshain die Zusage für 1,5 Millionen Euro für die Sanierung des maroden Baus nicht ungetrübte Freude stiftet
Erfurt. Tue Gutes, aber hafte für mögliche Folgen. Wenn es richtig dumm läuft, auch mit dem eigenen Vermögen. – So mancher ehrenamtlich engagierter Bürger mag diese Rechtspraxis befremdlich finden, aber so ist das Gesetz. Zum Beispiel, wenn man sich als Verein für die Rettung des bedrohten Schlosses Hummelshain einsetzt und Sanierungsarbeiten in Auftrag gibt.
Der Förderverein hatte gehofft, eine Haftpflicht über die Ehrenamtsstiftung zu erhalten, so Vereinschef Rainer Hohberg. Doch von dort kam eine Absage. Es gebe eine Versicherung, aber nur für Ehrenamtliche, die nicht einem Verein angehören. Rainer Hohberg findet das „ziemlich absurd“, schließlich spiele sich der Großteil ehrenamtlicher Arbeit in Vereinen ab.
Seit Jahren versuchen die Vereinsmitglieder den drohenden Verfall des Jagdschlosses aufzuhalten, weil es sein insolventer Besitzer, dem das Land das Schloss einst verkaufte, es nicht tut. Unter Verschleiß von zwei Anwälten haben sie mit dem Besitzer einen Vertrag abgeschlossen, dessen Konstrukt man etwa so beschreiben kann: Der Besitzer erlaubt dem Verein, sich als Bauherr um den Erhalt seines Eigentums zu kümmern.
Das tut er auch, er stellte unter anderem einen Förderantrag beim Bund. Nur dem ist es zu verdanken, dass Schloss Hummelshain im Mai zum „Bauwerk von nationaler Bedeutung“erklärt wurde. In der vergangenen Woche kam auch die ersehnte Zusage aus dem Haus Grütters: 1,53 Millionen Euro, mit denen in den nächsten sechs Jahren das marode Dach saniert und die Mauern entfeuchtet werden. Eigentlich ein Anlass für ungetrübte Freude beim Verein.
Zugespitzt könnte man dessen Perspektive so formulieren. Da mühen sich Bürger ehrenamtlich um Fördergelder, nehmen in ihrer Freizeit sämtliche Mühen eines Bauherren auf sich, um ein national bedeutsames Schloss zu retten, und müssen zum Dank auch noch mit ihrem Privatvermögen haften, wenn etwas schief läuft. „Niemand kann bei einem historischen Bau garantieren, dass alles nach Plan geht“, so Hohberg. Vorstandsmitglied Andreas Dreißel drückt die Verunsicherung so aus: „Stehen wir jetzt damit mit einem Bein im Knast?“ Bei der Thüringer Ehrenamtsstiftung kann man den Ärger über die versagte Versicherungshilfe nicht nachvollziehen. „Hut ab vor diesem Engagement“, sagt Geschäftsführerin Brigitte Manke, doch wer ein solches Vorhaben stemmen will, sollte sich vorher eben auch juristisch gut beraten lassen. Das hätte die Stiftung gern getan, aber die Übernahme eines Haftschutzes würde jedes Budget sprengen. Vom Land erhält die Stiftung jährlich 1,5 Millionen Euro, „die geben wir eins zu eins an Ehrenamtsarbeit weiter“, so Brigitte Manke. Im Freistaat gibt es mehr als 20 400 Vereine, wo solle man da anfangen? „Wir übernehmen die Versicherung, wenn etwa Ehrenamtliche ein Fest organisieren, aber Vereine müssen ihre Vorhaben selber absichern, das ist überall so üblich.“Ein Ansinnen in solcher Dimension sei an die Stiftung noch nie herangetragen worden.
Der Förderverein hat sich inzwischen selber informiert. Es gibt private Versicherungen für ihren Zweck. Kostenpunkt: Bis zu 900 Euro im Jahr. Dafür hofft man jetzt, Sponsoren zu finden. Wenigstens haben sie in Hummelshain damit Erfahrung.
Ehrenamtsstiftung kann den Ärger nicht verstehen