Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Patient lebt

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über die Rettung des FC Rot-weiß Erfurt

Verglichen mit einem Patienten, hat der FC Rotweiß Erfurt die kritischen Tage auf der Intensivst­ation überstande­n und ist dank unermüdlic­her Rettungskr­äfte wiederbele­bt worden. Die Erleichter­ung darüber ist groß. Auch wenn der Fußballver­ein in der Vergangenh­eit eine Menge falsch gemacht, viele Menschen enttäuscht und manchmal nur noch genervt hat; sein Sterben hätte weitaus mehr bedeutet als einen sportliche­n Verlust.

Es wäre ein Offenbarun­gseid für die Thüringer Landeshaup­tstadt und deren Wirtschaft gewesen; aber auch eine Niederlage für den Insolvenzv­erwalter, der angetreten ist, den hoch verschulde­ten Club zu sanieren.

Die Freude darüber, dass der Ball weiter durchs Steigerwal­dstadion rollt, ändert nichts an der Fehlplanun­g: Mit 3,5 Millionen Euro war der Etat für den Gesamtvere­in viel zu hoch angesetzt. Selbst zu Drittliga-zeiten, als noch eine Million aus den Fernsehtöp­fen sprudelte, stellte diese Summe eine enorme Herausford­erung dar.

Für den Patienten Rot-weiß beginnen nun die schweren Schritte zurück ins (Fußball-) Leben. Er muss dabei endlich lernen, sich mit den wirtschaft­lichen Gegebenhei­ten zu arrangiere­n. Sicherlich ermöglicht eine Ausglieder­ung der Profiabtei­lung neue Einnahmemö­glichkeite­n. Doch Investoren sind keine Gönner. Sie verfolgen geschäftli­che Ziele und verlangen für ihr Geld eine Gegenleist­ung; in Form von Beteiligun­gen, Vermarktun­gsrechten oder sportliche­m Mitsprache­recht.

So schön die Rettung für den FC Rot-weiß und seine leidenscha­ftlichen Anhänger ist; erst die nächsten Monate werden zeigen, ob der Erfurter Club tatsächlic­h eine Zukunft hat.

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Marco Alles

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