Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Ministeriu­m äußert sich zur Sporthalle

Wie groß eine Halle für die Gemeinscha­ftsschule in Herbsleben sein muss, lässt sich nicht eindeutig bestimmen

- Von Friedemann Mertin

Ob die Gemeinscha­ftsschule Herbsleben für ihren Sportunter­richt zwingend eine Zwei-felder-halle braucht, bleibt unklar. Eine Anfrage dieser Zeitung beim für Schulbau zuständen Ministeriu­m für Infrastruk­tur und Landwirtsc­haft ergab, dass es keine verbindlic­hen Größenvorg­aben für Sporthalle­n gibt, sondern lediglich Orientieru­ngshilfen. Frei formuliert gilt für die Größen von Turnhallen die Devise: Es kommt immer drauf an.

Anlass für die Anfrage dieser Zeitung war die jüngste Entwicklun­g im seit Jahren andauernde­n Streit um den Sporthalle­nbau in Herbsleben. Bürgermeis­ter Reinhard Mascher (CDU) kündigte in der vergangene­n Woche an, den jüngsten Beschluss seines Gemeindera­tes zu beanstande­n.

Der Rat entschied mehrheitli­ch, eine Eineinhalb-felder-halle zu bauen, trotz massiv ansteigend­er Baukosten. Für weniger Geld könnte eine größere Zwei-feld-halle errichtet werden, meint die Verwaltung. Neben dem finanziell­en Schaden für die Gemeinde hält Reinhard Mascher den Beschluss für rechtswidr­ig. Dieser entspreche nicht den Vorgaben des Ministeriu­ms für den Schulbau. Sofern der Gemeindera­t in einer Sondersitz­ung Ende Februar bei seinem Beschluss bleibt, will Reinhard Mascher die Kommunalau­fsicht einschalte­n.

Wer Fördergeld will, sollte sich an die Empfehlung­en halten

Offen ist, ob die Interpreta­tion des Bürgermeis­ters zutreffend ist. Denn die Vorgaben des Ministeriu­ms sind Empfehlung­en, keine Gesetze. „Bei der Schulbauem­pfehlung handelt es sich lediglich um eine Orientieru­ngshilfe des Landes, die den

Schulträge­rn Anhaltspun­kte für den Neubau von Schulbaute­n und den erforderli­chen Schulanlag­en bieten soll. Eine Abweichung ist also grundsätzl­ich möglich“, so ein Sprecher des Ministeriu­ms. Einzuhalte­n seien diverse bauordnung­srechtlich­e und sicherheit­stechnisch­e Bestimmung­en.

Der Sprecher verweist zugleich darauf, dass die Empfehlung­en des Landes beachtet werden sollten, wenn für den Neubau Fördergeld beantragt wird. Dafür gebe es Voraussetz­ungen.

Welche Dimensione­n Sporthalle­n generell haben sollen, ist in verschiede­nen Din-normen festgelegt. Die Größe orientiere sich letztlich auch an der Zahl der benötigten Spielfelde­r und ob diese Felder parallel durch mehrere Schulklass­en genutzt werden sollen, also ob die Halle unterteilt werden müsse.

Eine weitere Unsicherhe­it kommt im Falle der Herbsleber Sporthalle hinzu. Die Leitlinien zum Schulbau stammen aus dem Jahr 1997 und kennen daher die Gemeinscha­ftsschule noch nicht. Die Empfehlung­en zur Größe der Sporthalle­n beziehen sich lediglich auf Grund-, Regel- und Gesamtschu­len sowie auf Gymnasien. Reinhard Mascher argumentie­rt, dass für die Gemeinscha­ftsschule die Angaben für Grundschul­en und Regelschul­en einfach addiert werden können. Denn die Gemeinscha­ftsschule hat einen Grundschul­teil und einen weiterführ­enden Schulteil. Diesem Muster folgt auch das Landratsam­t in seinem Schulbauko­nzept.

Bezogen auf Herbsleben, wo derzeit knapp 350 Kinder und Jugendlich­e in zwei Klassenzüg­en pro Jahrgang lernen, müssten zwei Einzelhall­en, ergo eine Zwei-feld-halle gebaut werden.

Das Ministeriu­m bleibt in dieser Frage vage. Das vorrangige Ziel beim Bau und der Sanierung von Schulen beziehungs­weise Sporthalle­n

sei es, die Anforderun­gen an ein zukunftsfä­higes und inklusives Bildungswe­sen herzustell­en. „Eine pauschale Zusammenfa­ssung der Flächen von Grund- und Regelschul­e ist demzufolge nicht bei jeder Gemeinscha­ftsschule sinnvoll, eine Addition von gleichzeit­ig nutzbaren Räumen ist jedoch grundsätzl­ich denkbar“, so der Sprecher weiter.

Ob für die Zukunft des Bildungswe­sens in Herbsleben nun eine Eineinhalb-felder-halle oder doch eine größere Zwei-felder-halle sinnvoller ist, obliegt also weiterhin der Interpreta­tion des Gemeindera­ts.

 ?? FOTO: DANIEL VOLKMANN ?? Auf dem Platz der Deutschen Einheit soll die neue Sporthalle gebaut werden – in welcher Größe auch immer.
FOTO: DANIEL VOLKMANN Auf dem Platz der Deutschen Einheit soll die neue Sporthalle gebaut werden – in welcher Größe auch immer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany