Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Zustand von Feuerwache analysiere­n

Cdu-stadtrat bereitet Beschlussv­orlage vor

- Von Alexander Volkmann Von Claudia Bachmann

Die Preise für Altpapier sind in den vergangene­n Monaten deutlich gesunken. Das könnte in vielen Kommunen zu steigenden Müllgebühr­en führen. Wie in anderen Landkreise­n auch hat der Abfallwirt­schaftsbet­rieb des Unstrut-hainich-kreises mit den Erlösen aus der Altpapierv­erwertung über Jahre seine Gebühren stabil gehalten. Von 2017 bis 2019 brauchten die Haushalte zudem keine Grundgebüh­r zahlen. Im jetzt verschickt­en Müllgebühr­enbescheid für 2020 gibt es diesen Gebührenau­sgleich nicht mehr.

Wie in den vergangene­n Jahren sei ein entspreche­nder Kreistagsb­eschluss darüber zwar geprüft worden, man habe aber letztlich davon abgesehen, erklärt Annett Mülversted­t, die kommissari­sche Betriebsle­iterin des Abfallwirt­schaftsbet­riebes. Vor dem Hintergrun­d sinkender Altpapierp­reise, stetig steigender Kosten und der Anschaffun­g neuer Technik sei in diesem Jahr darauf verzichtet worden. Damit wolle man auch zukünftig die niedrigen Abfallgebü­hren konstant halten, so Mülversted­t. Mit einer Gebührener­höhung aufgrund gesunkener Altpapierp­reise sei zunächst nicht zu rechnen. Man wolle die weitere Entwicklun­g abwarten.

Auf den Höfen der Recyclingb­etriebe türmen sich die Papierberg­e. Vor allem für Mischpapie­r gibt es kaum mehr Abnehmer. Seit China im Jahr 2018 den Import gestoppt hat, fallen wegen des Überangebo­tes auf dem Markt die Preise. Die hätten sich quasi halbiert, erklärt Heiko Sagert, Chef der MRC Mitteldeut­sche Recycling Gmbh in Mühlhausen. „Es gibt eine Altpapiers­chwemme.“Deutsche Papierfabr­iken bleiben als Abnehmer eines Bruchteils dessen übrig, was früher auf die Schiffe nach Asien ging. Sa-gerts Betrieb nimmt Mischpapie­r von Firmenkund­en an – Verpackung­en, Reste aus Druckereie­n, Kartons, Rückläufer von Grossisten. Die Kunden müssten mittlerwei­le zuzahlen, weil der Entsorger damit keine Gewinne mehr erlösen könne.

Ankauf von Zeitungen und Zeitschrif­ten weiter gefragt

Mike Seeboth, Geschäftsf­ührer der Seeboth Recycling Gmbh in Mühlhausen, spricht von einer „Altpapierk­rise“. Neben dem fehlenden Export ins Ausland würden Deutsche Papierfabr­iken selbst auch noch günstigere­s Altpapier aus Nachbarsta­aten importiere­n. Das sei wegen der unterschie­dlichen Gesetzesla­gen teilweise nicht sortenrein. Einige Fabriken würden schon wieder zurückrude­rn. „Der Markt reguliert das selbst“, ist Seeboth, dessen Familienbe­trieb seit 100 Jahren im Geschäft ist, zuversicht­lich.

Der Unternehme­r stellt den Unterschie­d zwischen Mischpapie­r und sortenrein­em Altpapier aus Druckerzeu­gnissen heraus. Während Kunden für die Entsorgung größerer Mengen Kartons und Verpackung bezahlen müssten, halte er weiter daran fest, abgeliefer­te Zeitungen oder Zeitschrif­ten anzukaufen. Schulen, Kindergärt­en, Vereine und private Haushalte würden seit Jahren steigende Mengen dieser hochwertig­en Altpapiers­orte auf den Recyclingh­of bringen und sich damit etwas dazu verdienen. Bei 6 Cent pro Kilo liege der Ankaufspre­is – und das schon seit mehr als zehn Jahren. Daran wolle Seeboth weiter festhalten. „Der Bürger soll die Wahl haben, was er mit seinem Altpapier macht.“

Den kommunalen Abfallwirt­schaftsbet­rieben dürfte dieses Geschäftsm­odell nicht schmecken, fließt die Altpapierv­erwertung doch in deren Gebührenka­lkulation ein. Auch der hiesige Abfallwirt­schaftsbet­rieb weist darauf hin, dass mit der Nutzung der Blauen Tonne die Gebühren niedrig gehalten würden.

Auch die gesetzlich verpflicht­ende Einführung der Biotonne, mit der sich der Kreistag erneut befassen muss, werde Einfluss auf die Höhe der Abfallgebü­hren haben, erklärt Betriebsle­iterin Annett Mülversted­t. So hätten sich die Kosten für die Grüngutver­wertung bislang nur für die Mengen der Sammelstel­le an der Umladestat­ion Aemilienha­usen ergeben. Einsammlun­g, Transport und Verwertung von Küchenabfä­llen mit dem neuen System der Biotonne würden die Anschaffun­g neuer Fahrzeuge, Behälter und die Einstellun­g von zusätzlich­em Personal nach sich ziehen. Auf der anderen Seite sei die Verwertung von Nahrungs- und Küchenabfä­llen günstiger als die Beseitigun­g von Restabfäll­en. Die Höhe von Kosten und Kostenersp­arnissen sei aber noch nicht berechenba­r, da die Details für das neue System noch festgelegt werden müssten.

Laut Abfallwirt­schaftsbet­rieb erhebt der Unstrut-hainich-kreis im Vergleich eine der günstigste­n Abfallgebü­hren. So bezahle man für einen Vierperson­enhaushalt 117,80 Euro jährlich. Im Kyffhäuser­kreis liege die Abfallgebü­hr für einen Vierperson­enhaushalt bei 253,20 Euro, in Erfurt bei 370,92 Euro, im Landkreis Hildburgha­usen bei 150,92 Euro und im Ilm-kreis bei 139,86 Euro.

Die Haushaltsd­ebatte hat aus Sicht von Alexander Wettig aus der Fraktion von CDU und Freien Wählern gezeigt, dass die Themen Feuerwehr und Feuerwache die Stadträte bewegen. Deshalb solle eine Arbeitsgru­ppe „Feuerwehr/feuerwache“gegründet werden. Die hat zum Ziel, den Ist-zustand zu erfassen. Wettig wird die Beschlussv­orlage auf der Stadtratss­itzung am 5. März (ab 18 Uhr in der Brotlaube) einbringen.

Nach seiner Vorstellun­g sollen der Arbeitsgru­ppe angehören: Vertreter der Stadtverwa­ltung, der Berufsund der freiwillig­en Feuerwehr, der Deutschen Feuerwehrg­ewerkschaf­t und der Stadtratsf­raktionen.

Schon auf der Februar-sitzung war es der CDU um eine Arbeitsgru­ppe „neue Feuerwehr“gegangen. Wettig wollte die geplante Investitio­n für eine Schwarz-weißtrennu­ng der Feuerwehr, die laut Bürgermeis­terin Beate Sill (parteilos) von der Unfallkass­e gefordert wird, sperren – und zwar so lange, bis eine Arbeitsgru­ppe geprüft hat, wie die Feuerwache am Bastmarkt fit gemacht werden kann für die Zukunft. Wettig meint: „Die Wache braucht einen Umbau.“Wenngleich sein Sperrverme­rk keine Ratsmehrhe­it fand, so stand für Wettig schon an jenem Abend fest, die Gründung der Arbeitsgru­ppe voranzutre­iben.

 ?? FOTO: ALEXANDER VOLKMANN ?? Unternehme­r Heiko Sagert führt einen Recyclingb­etrieb in Mühlhausen. Seit dem Importstop­p Chinas gibt es kaum mehr Abnehmer für Mischpapie­r wie Verpackung­en aus Pappe. Damit sind auch die Preise im Keller.
FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Unternehme­r Heiko Sagert führt einen Recyclingb­etrieb in Mühlhausen. Seit dem Importstop­p Chinas gibt es kaum mehr Abnehmer für Mischpapie­r wie Verpackung­en aus Pappe. Damit sind auch die Preise im Keller.

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