Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Etwa 450 Prostituierte in Thüringen
Fehlende Landesregelungen verhindern intensive Kontrollen
Thüringer Behörden haben kaum Einblicke in die Rotlichtszene des Freistaats. Von elf Gemeinden mit mehr als 30.000 Einwohnern, in denen Prostitution gesetzlich erlaubt ist, hat im Vorjahr nur Erfurt Kontrollen im Milieu durchgeführt. Die meisten der betroffenen Kommunen fühlen sich nicht mehr zuständig, weil Landesregelungen zur Umsetzung des Prostitutionsschutzgesetzes fehlen.
Dieses Gesetz wurde vom Bundestag bereits im Oktober 2016 erlassen. Trotzdem hat es Thüringen bis heute nicht geschafft, die notwendigen Regelungen in Kraft zu setzen. Derzeit ist deshalb das Landesverwaltungsamt zentral zuständig. Das betrifft auch die Registrierung von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern sowie von bordellähnlichen Einrichtungen.
Laut Landesamt für Statistik ließen sich vor einem Jahr 327 Prostituierte registrieren. Das Landeskriminalamt (LKA) geht dagegen von 450 bis 500 Prostituierten im Freistaat aus. Im Landesverwaltungsamt hätten bisher etwa 400 Anmeldeberatungsgespräche stattgefunden, teilte das Innenministerium mit. Fälle von Zwangsprostitution seien nicht bekannt geworden, so ein Sprecher. Diese Frauen würden sich kaum registrieren lassen, argumentieren die Kritiker. Sie artikulierten ihre Sorgen vergangenen Dezember
in Weimar auf der ersten Workshop-konferenz „Outside Sperrbezirk“. Vertreterinnen des Gewerbes aber auch Frauenrechtlerinnen und Sozialarbeiter fordern ein schnelles Überarbeiten des Prostitutionsschutzgesetzes und mehr Anonymität für Betroffene
Das Landeskriminalamt hatte vor drei Jahren 141 Objekte im Freistaat gezählt, darunter 28 Bordelle, Studios oder Clubs sowie 113 Wohnungen. Dem Landesverwaltungsamt liegen dagegen nur 74 Anzeigen für „Prostitutionsstätten in Thüringen“vor, darunter für zehn Bordelle, 55 Mal für Wohnungsprostitution sowie für fünf Massagestudios und für einen Escortservice.