Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Tausende setzen in Dresden Zeichen der Versöhnung
Menschenkette erinnert an Zerstörung der Stadt vor 75 Jahren. Bundespräsident ruft zu Einsatz für Demokratie auf
Kerzen, stilles Gedenken und eine kilometerlange Menschenkette: Dresden hat 75 Jahre nach der Bombennacht des 13. Februar an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert. Gleichzeitig gab es am Donnerstag viele mahnende Worte. Bundespräsident Frank-walter Steinmeier warnte vor einer Zerstörung der Demokratie in Deutschland aus den Parlamenten heraus. Ohne die jüngsten Turbulenzen in Thüringen und die AFD direkt beim Namen zu nennen, sagte er, man erlebe, „wie Rechtsstaat und demokratische Institutionen verächtlich gemacht und ihre Repräsentanten
beleidigt und angegriffen werden“. Weiter erklärte er: „Wenn gewählte Abgeordnete heute die Parlamente, in denen sie sitzen, vorführen und lächerlich machen, dann ist das der Versuch, die Demokratie von innen zu zerstören.“
Am Abend reihte sich das Staatsoberhaupt mit rund 11.000 Bürgern in eine vier Kilometer lange Menschenkette ein – mit dabei waren auch der Herzog von Kent, Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Die Menschenkette wollte ein Zeichen setzen für Versöhnung und gegen den Missbrauch des historischen Datums durch Rechte. Tausende reichten sich dafür um 18 Uhr trotz Regens die Hand, um einen symbolischen Ring um die Innenstadt zu bilden. Dresdens Oberbürgermeister lobte die Menschenkette als „kraftvolles Zeichen“. Die Debatte um das Gedenken an ein so „schreckliches wie widersprüchliches Ereignis“dürfe nicht den Rändern überlassen werden, sondern müsse aus der Mitte der Gesellschaft kommen.
Störer versuchten, das Gedenken in der Menschenkette mit Feuerwerk und Sprechchören zu behindern. Einem dpa-reporter zufolge handelte es sich um linke Störer. In der Stadt gab es tagsüber auch bunten und lautstarken Protest gegen Rechtsextremisten, die immer wieder versuchen, das Gedenken zu instrumentalisieren – in diesem Jahr etwa ist ein Marsch für Sonnabend durch die Innenstadt angekündigt.
Dresden war am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach von britischen und amerikanischen Bombern schwer zerstört worden. Bis zu 25.000 Menschen starben im Bombenhagel und einem daraus folgenden Feuersturm.