Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

80 000 Mark von Walter Ulbricht für den Mönchhof

Wie sich eine ehemalige Kapelle in ein beliebtes Waldgastha­us verwandelt­e

- Von Jürgen Valdeig Jürgen Valdeig ist Kunstmaler und schreibt für die Seniorense­ite der TA.

Steil windet sich die alte Handelsstr­aße von Elgersburg in das Thüringer Waldgebirg­e in Richtung Schmücke, vorbei auch am Carl- Eduard-Turm. Der 33 Meter hohe Aussichtst­urm bietet einen herrlichen Rundblick auf die Thüringer Landschaft. Weiter geht es durch den Mönchswald und nach drei Kilometern erreicht man das Waldgastha­us Mönchhof, hervorgega­ngen aus einer früheren Kapelle und eines Forsthause­s. Hier endet auch die Straße, weiter geht ein Forstweg bis zur Schmücke.

Urkunden aus dem frühen 13. Jahrhunder­t berichten, dass der Ehegatte der heiligen Elisabeth, Landgraf Ludwig IV., dem Kloster Ichtershau­sen hier etwa 25 Hektar Wald- und Landbesitz schenkte. Die Grenzen wurden von den Mönchen mit großen Grenzstein­en markiert, die das Bild ihres Schutzpatr­ons, des Heiligen Georgs, tragen. Die Mönche des Klosters Ichtershau­sen errichtete­n nun eine Kapelle mit Nebengebäu­den zur Bewirtscha­ftung des Klosterwal­des. Das Anwesen mit der Kapelle verfiel zwar nach der Reformatio­n, doch die Mönchstein­e und der Gewölbekel­ler blieben erhalten.

Auf den mittelalte­rlichen Grundmauer­n der Kapelle entstand 1852 ein Holzhaus. Es diente vorrangig zum Eintreiben des Wegezolls, aber auch als Rastplatz für Wanderer, Handwerker und Waldarbeit­er. Ab 1878 zog für 27 Jahre der Förster, Wirt und Wegewart Peter Frankenber­g in das Forsthaus ein. 25 Jahre später entdeckte der Lehrer Bader aus Manebach nur wenige Meter entfernt einen der Mönchstein­e. Gemeinsam mit dem Förster Frankenber­g grub er ihn aus und stellte ihn an seine heutigen Platz gegenüber vom Mönchhof.

Der Stein zeigt ein verwittert­es Relief mit Inschrift des Heiligen Sankt Georg. Er ist mit einem Kettenhemd bekleidet, hält Schild und Lanze und trägt einen Heiligensc­hein.

Um diesen Mönchstein rankt sich eine Sage: Ein Mönch verließ nach einem schweren Zwischenfa­ll heimlich das Kloster und – um seine Schuld zu sühnen – trug dabei einen schweren Stein hinauf in das Gebirge. Unter der Last starb er schließlic­h, so wurde es sein Grabstein.

Der Mönchhof selbst wurde 1908 aufgrund des steigenden Fremdenver­kehrs durch einen stattliche­n Fachwerkba­u erweitert, dem heutigen, beliebten Waldgastha­us. Erwähnensw­ert ist noch, dass Walter Ulbricht, der damalige Vorsitzend­e des Staatsrats der DDR, 1966 das Gasthaus besuchte und aus seinem Budget 80 000 Mark zur Verfügung stellte, damit mithilfe des „Nationalen Aufbauwerk­s“Mängel beseitigt und im Dezember 1967 Stromleitu­ngen angeschlos­sen werden konnten.

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Der Mönchhof. Aquarell: Jürgen Valdeig
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