Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Enteignungsverfahren für Schloss Reinhardsbrunn gestartet
Polizei chauffiert Braut Frist für Einsprüche läuft. Besitzer soll Gerichtsverfahren angekündigt haben
Gernrode. Im Eichsfeld hat eine Funkstreifenbesatzung dafür gesorgt, dass eine Braut pünktlich zu ihrer Trauung kam. Eine Taxifahrerin hatte am Samstag zwei Hochzeitsgäste nach Gernrode gebracht und dabei die Hochzeitslimousine touchiert, wie die Polizei am Sonntag berichtete. Nach der Unfallaufnahme blieb der Braut nur noch eine Viertelstunde bis zum Trauungstermin. Deshalb wurden sie und die Brautmutter kurzerhand mit dem Funkstreifenwagen zur Zeremonie auf der 15 Kilometer entfernten Burg Scharfenstein gefahren. „Nach letzten Informationen verlief die Trauung erfolgreich“, hieß es im Polizeibericht. (dpa) Friedrichroda. Das Enteignungsverfahren für Schloss Reinhardsbrunn im Kreis Gotha ist in Gang gekommen. Das Landesverwaltungsamt habe vom Energieversorger bis zu privaten Gläubigern alle betroffenen Seiten angehört, berichtete MDR Thüringen am Sonntag. Die nichtöffentliche Anhörung sei am 20. Juni erfolgt. Dabei erläuterten Vertreter der Staatskanzlei noch einmal die Gründe für die angestrebte Enteignung.
Aus Sicht der Landesregierung haben die Eigner des seit Jahren verfallenden Schlosses nichts zum Erhalt des kulturhistorisch bedeutsamen Thüringer Denkmals getan. Der Anwalt der Besitzer soll laut dem Fernsehsender Einsicht in die vorliegenden Gutachten zum Verkehrswert von Schloss Reinhardsbrunn beantragt haben. Bis Ende August könnten nun Besitzer und Gläubiger ihre Ansprüche oder Einwände schriftlich vorbringen. Laut dem Bericht will das Landesverwaltungsamt anschließend nach Aktenlage entscheiden, ob das Schloss enteignet wird. Für diesen Fall habe der Anwalt der aktuellen Besitzer, eine Consultingfirma mit Sitz in Hamburg, bereits den Weg vor Gericht angekündigt. Widerspruch wird auch aus den Reihen der Gläubiger erwartet, die um ihre finanziellen Forderungen bangen.
Mit dem im deutschen Denkmalschutz bisher einmaligen Verfahren will das Land die Schloss- und Parkanlage retten, weil der Eigentümer dieses aus Sicht der Regierung verfallen lässt. Auf dem Gebäude lasten aber Schulden und Hypotheken in Höhe von fast zehn Millionen Euro. Die Landesregierung hatte die Entscheidung zur Enteignung bereits im vergangenen Sommer getroffen. (dpa)
Einwände noch bis Ende August möglich