Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Eishockey-Mannschaft braucht den Rausch des Erfolges
Vor dem Start der Weltmeisterschaft stehen die deutschen Nationalspieler unter Druck. Gute Leistungen steigern die Erwartungshaltung
Köln. Die Stadt am Rhein zeigt ihr neues Wahrzeichen. Seit Dienstagabend steht ein kleiner Eiffelturm neben der Hohenzollernbrücke, direkt gegenüber dem Dom, nur auf der anderen Rheinseite. Ein kleiner Hinweis darauf, dass diese EishockeyWeltmeisterschaft nicht allein in Köln, sondern gleichzeitig auch in Paris stattfindet. Ansonsten dreht sich am Rhein alles um das Team des Deutschen EishockeyBundes (DEB) und dessen Gruppe. Die Bühne ist bereitet.
Daraus muss nun etwas gemacht werden. Dazu startet der DEB seine Kampagne „Wir sind Eishockey“. Präsident Franz Reindl sagt: „Wir wollen die WM nutzen, um die Bekanntheit und die Aufmerksamkeit für unseren Sport in Deutschland zu steigern.“Eine tolle HeimWM allein reicht dafür nicht, das Turnier 2010 bietet da ein gutes Beispiel. Damals herrschte die größtmögliche EishockeyEuphorie, das Nationalteam wurde zu Hause sensationell Vierter. Die beste Platzierung seit mehr als einem halben Jahrhundert. Doch der Effekt verpuffte schnell. Das will der Verband jetzt besser machen.
Ein bisschen ergebnisgenerierte Euphorie täte dazu auch diesmal gut. „Deutsches Eishockey identifiziert sich in der Öffentlichkeit durch die Nationalmannschaft. Wenn die Mannschaft es schafft, mit guten Leistungen für positive Schlagzeilen zu Sorgen, bietet sich für unsere Sportart eine seltene Plattform im Rampenlicht“, sagt Uwe Krupp. Er war 2010 der Bundestrainer. Für den jetzigen Amtsinhaber Marco Sturm dürfte diese Euphorie weit schwerer zu erzeugen sein.
Die Bedingungen sind ganz andere. Mit dem 2:1 nach Verlängerung gegen die USA zum Auftakt vor fast 78 000 Zuschauern im Schalker Fußballstadion entwickelte sich etwas Einzigartiges. In einen Rausch geriet die DEB-Auswahl. Vor einem Hintergrund, der nichts erwarten ließ. Als sportlicher Absteiger war das Team ins Turnier gegangen und nur wegen des Ausrichter-Status dabei.
Nun liegen zwei starke Turniere hinter der Mannschaft. Eine WM mit dem Einzug ins Viertelfinale, eine gelungene Olympia-Qualifikation. Die Voraussetzungen erscheinen komplizierter für die aktuelle Truppe. Sie hat die Erwartungshaltung bereits auf ein hohes Niveau gehoben. Das bringt viel Druck mit sich.
Sechs Spieler von 2010 stehen noch in Sturms Kader. Einer davon ist Christian Ehrhoff, der Kapitän. Natürlich wünscht er sich eine Atmosphäre wie damals: „Das Publikum macht schon einen großen Unterschied, es kann einen nach vorn pushen.“Doch er sagt auch: „Man muss realistisch sein und auf dem Boden bleiben.“Am Freitag fängt das Turnier mit einem Spiel gegen die USA an (20.15 Uhr, Sport1). Wie damals. Kein schlechtes Omen.