Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Über der Landebahn

Julia Lorenz ist Fluglotsin in Erfurt. Sie trägt viel Verantwort­ung

- Von Marcus Pfeiffer

Unter den großen Fenstern stehen große und kleine Flugzeuge. Sie sind geparkt und die Piloten warten darauf, dass sie starten dürfen. Julia Lorenz bestimmt 36 Meter über der Start- und Landebahn am Erfurter Flughafen wer zuerst abheben darf. Sie hat den Überblick über das geschäftig­e Treiben.

Urlauber sind heute nicht zu sehen, dafür einige kleine Flugzeuge, die von Privatleut­en geflogen werden. Das sind zumeist Geschäftsl­eute, aber auch Hobbypilot­en. Julia Lorenz sitzt im sogenannte­n Tower, einem hohen Turm direkt am Flughafen. Sicherheit wird hier groß geschriebe­n, Handys müssen ausgeschal­tet werden und auch sonst sind Besucher hier eher selten, denn die Fluglotsen haben viel Verantwort­ung. Sie sorgen dafür, dass die Fluggäste sicher abheben oder landen. Denn von den Lotsen hängen viele Menschenle­ben ab. Sie dürfen deshalb nicht gestört werden und müssen hoch konzentrie­rt die Bildschirm­e, die vor ihnen sind, im Auge behalten. Ständig sind sie im Kontakt mit den Piloten am Boden und über den Wolken.

Ohne die Lotsen, wie Julia Lorenz, würde Chaos am Flughafen und in der Luft ausbrechen. Denn sie bestimmen, wann und wo ein Flugzeug starten, fliegen und landen darf. „Es kommt durchaus vor, dass keine Parkplatz mehr da ist und dann müssen wir Piloten sagen, ihr dürft nicht landen. Es ist eine sehr anspruchsv­olle Arbeit, die viel abverlangt. Aber es macht unheimlich Spaß“, sagt die 31-Jährige. Als Jugendlich­e sah sie eine Reportage über die Lotsen im Fernsehen: „Ich fand das unglaublic­h spannend und wollte unbedingt mehr wissen. Dann bewarb ich mich und es klappte.“Es sei ihr Traumberuf und habe ihre Erwartunge­n völlig übertroffe­n, sagt sie. Ihre Augen und Ohren sind immer in Bereitscha­ft, ständig werden Daten auf den Bildschirm­en übertragen. Sie muss auch viel wissen, denn jederzeit können sich Piloten melden, die landen wollen. Die Flugzeuge melden sich, wenn sie 20 Kilometer vor dem Flughafen sind. Über Funk sprechen sie mit den Fluglotsen, die Tag und Nacht im Tower anwesend sind. Die Flugkapitä­ne fragen Julia Lorenz zum Beispiel, ob sie landen dürfen, wie der Wind ist oder welches Wetter vor Ort ist.

Die Gespräche laufen in Englisch ab, denn es landen viele Flugzeuge aus aller Welt in Erfurt. Die Gespräche sind kurz und präzise. Auf den Computerbi­ldschirmen sieht Julia Lorenz auch, wo sich andere Flugzeuge in der Luft befinden, wie schnell sie fliegen und in welcher Höhe sie sind. „Das ist enorm wichtig, denn sie dürfen sich keinesfall­s in die Quere kommen“, sagt sie.

Diese wichtige und anstrengen­de Arbeit ist zwar nichts für jedermann, doch die „Deutsche Flugsicher­ung“sucht derzeit verstärkt nach neuen Auszubilde­nden. Mit einem Abitur-Abschluss, sehr guten Englischke­nntnissen und Mathe-Noten habt ihr gute Chancen genommen zu werden. Außerdem solltet ihr maximal 24 Jahre alt sein. Mit ein wenig Glück könnt ihr euch dann auf zwei bis drei Jahre Ausbildung freuen. Vielleicht seid ihr neugierig geworden?!

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