Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Macron muss seine Favoritenrolle verteidigen
Kurz vor Stichwahl in Frankreich holt die Rechtsextremistin Le Pen auf
Paris. Vier Tage vor der Stichwahl um Frankreichs Präsidentschaft trafen der linksliberale Emmanuel Macron und die Rechtsextremistin Marine Le Pen am Mittwochabend in einer letzten Fernsehdebatte aufeinander. Das zweieinhalbstündige TV-Duell ist der Höhepunkt im Kampf um den Elysée-Palast. Millionen Zuschauer verfolgten den Schlagabtausch.
In der Tat, der 39-jährige Proeuropäer und die 48-jährige EUGegnerin schenkten sich nichts. Keinen Augenblick lang konnte das gedeckte Blau, welches die Kleidung beider Kandidaten dominierte, über ihre gegenseitige Abneigung und über ihre entgegengesetzten Positionen hinwegtäuschen. Bereits mit den ersten Worten griff Le Pen ihren Gegenüber scharf an, als „Handlanger“von Präsident Hollande, der für die Entblößung Frankreichs gegenüber der Globalisierung stehe und dessen Programm der sozialen Brutalität die Kälte eines Ex-InvestmentBankers widerspiegele.
Macron bezeichnete Le Pen als Repräsentantin einer extremen Rechten, die mit den Ängsten der Mitbürger spiele und Frankreich unterstelle, weder Mut noch Kraft zu haben, sich den Herausforderungen einer offenen Welt zu stellen.
In den vergangenen Tagen hatten Le Pens Attacken Wirkung gezeigt, in den Umfragen bröckelte Macrons haushoher Vorsprung. Hatte der unabhängige Bewerber kurz nach der ersten Wahlrunde in den Umfragen noch bei weit mehr als 60 Prozent gelegen, kam er am Mittwoch noch auf 59 und Le Pen auf 41 Prozent.
Viel wird nun von der Wahlbeteiligung am Sonntag abhängen. Ist sie sehr niedrig, kann laut Meinungsforschern ein Sieg Le Pens nicht ausgeschlossen werden. Und: Auf den Wahlsonntag folgt in Frankreich ein Feiertag. Viele könnten das für einen Kurzurlaub nutzen – fernab der Wahllokale.