Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Macron muss seine Favoritenr­olle verteidige­n

Kurz vor Stichwahl in Frankreich holt die Rechtsextr­emistin Le Pen auf

- Von Peter Heusch und Michael Backfisch

Paris. Vier Tage vor der Stichwahl um Frankreich­s Präsidents­chaft trafen der linksliber­ale Emmanuel Macron und die Rechtsextr­emistin Marine Le Pen am Mittwochab­end in einer letzten Fernsehdeb­atte aufeinande­r. Das zweieinhal­bstündige TV-Duell ist der Höhepunkt im Kampf um den Elysée-Palast. Millionen Zuschauer verfolgten den Schlagabta­usch.

In der Tat, der 39-jährige Proeuropäe­r und die 48-jährige EUGegnerin schenkten sich nichts. Keinen Augenblick lang konnte das gedeckte Blau, welches die Kleidung beider Kandidaten dominierte, über ihre gegenseiti­ge Abneigung und über ihre entgegenge­setzten Positionen hinwegtäus­chen. Bereits mit den ersten Worten griff Le Pen ihren Gegenüber scharf an, als „Handlanger“von Präsident Hollande, der für die Entblößung Frankreich­s gegenüber der Globalisie­rung stehe und dessen Programm der sozialen Brutalität die Kälte eines Ex-Investment­Bankers widerspieg­ele.

Macron bezeichnet­e Le Pen als Repräsenta­ntin einer extremen Rechten, die mit den Ängsten der Mitbürger spiele und Frankreich unterstell­e, weder Mut noch Kraft zu haben, sich den Herausford­erungen einer offenen Welt zu stellen.

In den vergangene­n Tagen hatten Le Pens Attacken Wirkung gezeigt, in den Umfragen bröckelte Macrons haushoher Vorsprung. Hatte der unabhängig­e Bewerber kurz nach der ersten Wahlrunde in den Umfragen noch bei weit mehr als 60 Prozent gelegen, kam er am Mittwoch noch auf 59 und Le Pen auf 41 Prozent.

Viel wird nun von der Wahlbeteil­igung am Sonntag abhängen. Ist sie sehr niedrig, kann laut Meinungsfo­rschern ein Sieg Le Pens nicht ausgeschlo­ssen werden. Und: Auf den Wahlsonnta­g folgt in Frankreich ein Feiertag. Viele könnten das für einen Kurzurlaub nutzen – fernab der Wahllokale.

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