Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
In vierter Generation im Bau erfolgreich
Colette Boos-John gehört zu den zehn Nominierten – Verantwortung für 260 Mitarbeiter
Walschleben. Baggern, pflastern, graben, planieren: „Das ist ja eher was für Grobmotoriker,“lächelt die Geschäftsführerin der Bauer Holding GmbH, Colette Boos-John. Mit jungen 22 Jahren stieg sie in vierter Generation ins Familienunternehmen mit damals 30 Mitarbeitern ein. Das war vor 25 Jahren. Seither hat das Unternehmen eine gute Entwicklung genommen.
Als ihr Vater 1997 einen schweren Verkehrsunfall erlitt, übernahm die Betriebswirtin zunächst mit ihrer Mutter Katrin Bauer zusammen die Geschäftsleitung und die Verantwortung. Mittlerweile sind in der BauGruppe 260 Mitarbeiter beschäftigt, die neben Kanal-, Hoch- und Tiefbau auch in den Bereichen Logistik, Garten- und Landschaftsbau sowie Recycling beschäftigt sind. Und weil nicht alle immer schon können, was sie sollen, hat die 48-Jährige auch eine Akademie gegründet: „Es ist absehbar, dass keine durchgängigen Karrieren in nur einem Beruf mehr möglich sind. Deshalb unterstützen wir die Mitarbeiter auf ihrem Weg. Da entstehen spannende Lebensläufe, zum Beispiel vom Straßenbaulehrling über Polier bis Bauleiter.“Das Firmenmotto ‚Wir ebnen Wege‘ gilt für sie persönlich – und buchstäblich auch für Verbindungen des Unternehmens zwischen West und Ost. Denn die ersten Fühler streckte der Vater vom hessischen Marburg 1990 nach Thüringen aus. Im Jahr darauf wurde das Asphaltmischwerk AWE in Walschleben gegründet, das die Straßenbaustellen in der ganzen Region belieferte.
„Kontinuität und Wandel“– das Motto der des Emily-Roebling-Preises in diesem Jahr –, begleitet sie auf vielfältige Weise. In den eigenen Unternehmen, aber auch als Vizepräsidentin der IHK Erfurt, als Regionalvorsitzende im Verband der Familienunternehmer und nicht zuletzt als Managerin einer Patchworkfamilie erlebt sie täglich, wie wichtig es ist, offen zu bleiben für Neues. „Ich möchte, dass meine Mitarbeiter wissen, was passiert und warum. Denn Veränderungen wecken Ängste – vor allem, wenn man sie nicht versteht. Alle mitzunehmen und verständlich zu machen, wo es hingehen soll, das ist heute vielleicht noch wichtiger als früher. Denn wir haben nicht nur durch die Digitalisierung immer wieder neue und starke Veränderungen vor uns.“
Was ihren Führungsstil von dem ihres Vaters unterscheidet? „Ich bin extrem prozessgesteuert und weniger patriarchalisch als er. Ich habe gelernt, dass jede Sache eine andere Vorgehensweise braucht und dass man die Mitarbeiter jeweils da ansprechen muss, wo sie stehen.“
Für ihr Engagement wurde die Unternehmerin bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Zukunftspreis der Handwerkskammer Erfurt 2015, oder als Unternehmerin des Jahres im Landkreis Sömmerda 2012.
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www.bauer-walschleben.de