Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Keine Zeit, leider
Jedes Jahr lädt die Thüringer Landesregierung in ihre Landesvertretung nach Berlin-Mitte. Sie befindet sich zwischen Nordkorea und Andrea Nahles, das heißt zwischen der zugehörigen Botschaft und dem Arbeitsministerium.
Jedes Jahr fahren die Thüringer alles auf, was sie haben, also Minister, Abgeordnete und Unternehmer, vor allem aber natürlich Bratwürste, Schwarzbier und Aromatique.
Und jedes Jahr lassen sich kurz ausgesuchte Repräsentante der Bundespolitik blicken, allen voran die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, die dann immer für die Kameras in die Wurst beißen muss.
Das heißt, letztes Jahr war Angela Merkel nicht da, was bislang so gut wie nie vorkam. Sie habe, leider, leider, andere Termine, ließ sie ausrichten. Der linke Ministerpräsident musste also die Gäste alleine begrüßen, was Bodo Ramelow auch recht lässig über die Bühne brachte. Außerdem, Sahra Wagenknecht kam ja als Ersatz vorbei.
In diesem Juni wird nun wieder in der Mohrenstraße gebrätelt und getrunken – und Merkel kommt wieder nicht. Sie sei natürlich eingeladen worden, sagt der Regierungssprecher auf Nachfrage, aber habe leider „keine Zeit“.
Natürlich ist nachzuvollziehen, dass eine Bundeskanzlerin, die ja ständig und überall gleichzeitig sein muss, beschäftigt ist. Doch seltsam: Als die Ministerpräsidenten in Erfurt noch von der CDU gestellt wurden, war dies irgendwie kein Problem . . .
Aber das wird bestimmt einer dieser komischen Zufälle sein.