Thüringer Allgemeine (Artern)

Rätsel um Loch im Gewerbegeb­iet

Heimatfors­cher und Einwohner beschäftig­en sich mit historisch­er Flächennut­zung in Ebeleben

- Ireen Wille

Es ist wohl Zufall, dass die Absenkung auf einer Fläche im Ebelebener Gewerbegeb­iet „Am alten Bahnhof“entdeckt worden ist. Als Bauarbeite­r in ihrer Pause die Wiese auf ihrem Weg zum Frühstück querten, sanken sie mit den Schuhen zentimeter­tief ein. Es musste gehandelt werden. Nachdem ein Tiefbauunt­ernehmen mit Baggern vorsichtig die obere Erdschicht freilegte, kam eine Art gemauertes Schachtbau­werk zu Tage, das unter Wasser stand. Es weckte auch das Interesse von Heimatfors­chern aus der Region.

„Im Jahr 1884 entstand hier eine Zuckerfabr­ik, auf dem Gelände müssen mehrere Brunnen sein“, erklärt der Ebelebener Manfred Renner. Zuletzt stand auf der Fläche ein Kraftfutte­rmischwerk, in dem hatte Gerhard Hotze, der sich gemeinsam mit seinem Freund Renner die Baugrube ansah, gearbeitet. „Trotz ständigen Abpumpens füllt sich das Loch immer wieder mit Wasser“, hatte Hotze beobachtet.

Historisch­e Zeichnung zeugt von enormer Bohrlochti­efe

Aufschluss über den Untergrund könnte eine alte Zeichnung mit Tabelle vom Bohrbrunne­n für die Zuckerfabr­ik geben, die momentan dem Greußener Peter Georgi vorliegt. Laut den Unterlagen hatte das Bohrloch einen Durchmesse­r von 225 Millimeter­n und reichte bis in eine Tiefe von 257 Metern. Aufgeführt ist jede einzelne „Gebirgsart“, die in den verschiede­nen Tiefen gefunden wurde. Ein Erstelldat­um finauch

sich allerdings nicht auf der Tafel. Vermutlich stammt sie aus den 1880-er Jahren, als die Fabrik gebaut wurde. Gefunden hatte Georgi sie während der Recherche für sein neues Heimatbuch in der Sammlung von Gerhard Hotze, der viele Dokumente aus der Geschichte der Stadt Ebeleben aufbewahrt.

„Es muss hier mehrere Brunnen und auch Tunnel geben“, meint

Manfred Renner. Nicht weit entfernt von der Absenkung befindet sich ein Brunnen, der für die zusätzlich­e Löschwasse­rversorgun­g durch die Feuerwehr genutzt wird.

In der Zwischenze­it hat sich Georgi weitere Unterlagen aus der Stadtverwa­ltung besorgt, die nun digitalisi­ert und zur weiteren Aufarbeitu­ng herangezog­en werden sollen. Möglicherw­eise geben sie

Aufschluss darüber, bis in welche Tiefe die Bauten reichen.

Die Grube wurde inzwischen mit Bauzäunen umstellt. Vorsichtsh­alber sollte das Gelände, das gern von Hundebesit­zern und ihren Vierbeiner­n sowie von Spaziergän­gern genutzt wird, besser nicht betreten werden. „Man kann nicht wissen, ob nicht weitere Löcher entstehen, das kann gefährlich werden“, warnt Georgi.

 ?? IREEN WILLE ?? Absenkung im Ebelebener Gewerbegeb­iet Am Bahnhof (großes Bild), wo einst eine Zuckerfabr­ik stand. Manfred Renner (kleines Bild/von links), Peter Georgi und Gerhard Hotze zeigen eine historisch­e Tafel zur einstigen Bohrung an dieser Stelle.
IREEN WILLE Absenkung im Ebelebener Gewerbegeb­iet Am Bahnhof (großes Bild), wo einst eine Zuckerfabr­ik stand. Manfred Renner (kleines Bild/von links), Peter Georgi und Gerhard Hotze zeigen eine historisch­e Tafel zur einstigen Bohrung an dieser Stelle.

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