Personalausfall und hohe Kosten
Thüringer Unternehmen beklagen gestörte Lieferketten und Energiepreisexplosion
Erfurt/gera. Die Thüringer Wirtschaft sieht sich gegenwärtig gleich mit zwei Krisen konfrontiert: der anhaltenden Corona-pandemie und dem Krieg in der Ukraine.
Das habe massive Auswirkungen auf die weltweiten Handelsbeziehungen und auf Investitionsentscheidungen in den Chefetagen der Unternehmen im Freistaat. Das belegen die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfragen der Industrieund Handelskammern (IHK) in Erfurt, Gera und Suhl unter ihren Mitgliedsbetrieben.
„Die Liste der Probleme, die die regionale Wirtschaft aktuell belasten ist lang: Die Preise – besonders für Energie – steigen unaufhörlich, hohe Corona-infektionszahlen sorgen immer noch für krankheitsbedingte Personalausfälle, der wichtige Lieferant China schottet mit seiner Null-covid-strategie ganze Metropolen von der Außenwelt ab und stört dadurch globale Lieferketten. So kommen nach wie vor wichtige Lieferungen nur mit großer Verspätung an oder bleiben ganz aus“, erläuterte Romy Ziegler von der IHK Erfurt die Situation.
Zusätzlich sorge seit Ende Februar 2022 der russische Angriffskrieg auf die Ukraine für große Verunsicherung. Auch wenn die Zahl der Unternehmen mit direkten Wirtschaftsbeziehungen nach Russland und in die Ukraine überschaubar sei, zeigten die Folgen der Sanktionen in nahezu allen Branchen ihre Auswirkungen.
In Ostthüringen verzeichnen aktuell nicht unerwartet vor allem die energie- und rohstoffintensiven Wirtschaftszweige wie Bau und Verarbeitendes Gewerbe laut der Ihkumfrage
den stärksten Stimmungsrückgang. Unter den Dienstleistern und im Gastgewerbe habe sich mit Wegfall der meisten pandemiebedingten Einschränkungen das Konjunkturklima indes verbessert.
„Die Unsicherheit schlägt sich allerdings in zurückhaltenden Investitionsabsichten nieder“, berichtete Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen. So planen laut den Ergebnissen der Umfrage derzeit nur noch 51 Prozent der Unternehmen mehr oder zumindest gleich hohe Investitionen,
bei der vorangegangenen Befragung waren es immerhin noch 58 Prozent.
Im Bereich der Industrie erwarten gegenwärtig mehr als ein Drittel der Unternehmen für die kommenden Monate eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage, sagte Reinhard Grimm, Vorstand der Tim Capital AG. Lediglich knapp über einem Zehntel der Befragten sehen günstiger Geschäfte voraus. Vor allem der Anstieg der Gaspreise, der lange vor dem Beginn des Krieges eingesetzt habe, wirke sich negativ auf die Kosten der Unternehmen aus. „Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise zwingen die Firmen ihre Preise zu erhöhen oder Fertigung einzustellen“, warnte Grimm. Schon jetzt seien die Erzeugerpreise um gut dreißig Prozent angestiegen.
Auch im Thüringer Transportund Verkehrsgewerbe habe sich die Stimmung deutlich verschlechtert, sagte Gudrun Gaus, Standortleiterin der Spedition Axthelm und Zufall in Nohra bei Weimar. Nicht nur für Diesel müssten die Firmen des Verkehrsgewerbes mehr bezahlen, auch die Preise für die Lkw hätten kräftig angezogen.