Viele offene Lehrerstellen
Cdu-fraktion kritisiert die schleppende Umsetzung wichtiger Vorhaben
Erfurt. Christian Tischner fragt sich manchmal, was die Landesregierung von Landtagsbeschlüssen hält. So wurden vor etwa einem Jahr Zulagen für Lehrer in Mangelfächern und im ländlichen Raum beschlossen. „Aber gezahlt werden sie bis heute nicht“, ärgert sich der Cdufraktionsvize. Das Gleiche gelte für die angekündigte Qualifizierung von Seiteneinsteigern in einem zweiten naturwissenschaftlichen Fach. Und bei den zusätzlichen Studienseminaren, die dazu führen sollen, dass auch abseits der großen Städte Lehramtsanwärter ausgebildet werden, habe sich auch noch nichts getan, sagt Tischner.
All das ist für den Christdemokraten schwer nachvollziehbar. Immerhin liegt das Durchschnittsalter Thüringer Lehrer derzeit bei etwa
50 Jahren, gehen rund 1000 Pädagogen jedes Jahr in den Ruhestand und Nachwuchs wird händeringend gesucht. „Dass akuter Handlungsbedarf besteht“, sagt Tischner, „sieht man daran, dass das Thüringer Lehrerportal aktuell mehr als
600 freie Vollzeitstellen ausweist.“Ein Sprecher von Bildungsminister Helmut Holter (Linke) kennt die Probleme. Er betont, dass sein Chef immer wieder gesagt habe, dass die Bekämpfung des Lehrermangels eine langfristige Aufgabe sei, „der sich diese Landesregierung wie keine zuvor widmet“. Unter anderem mit einer Personalgewinnungskampagne. Zudem sei die Besoldung verbessert und die Verbeamtung wieder eingeführt worden. Allein im ersten Schulhalbjahr 2021/22 habe man 699 Lehrer eingestellt.
Zulagen für Mangelfächer, Bedarfsregionen und -schularten seien in Arbeit, sagt der Sprecher. Allerdings handele es sich um „eine komplexe dienstrechtliche Angelegenheit“. Hinzu komme, dass die von der CDU durchgesetzte Globale Minderausgabe die für die Zulagen eingeplanten Haushaltsmittel tangiere. Das betreffe auch die Studienseminare.
Der Linke-bildungspolitiker Torsten Wolf, der dem Minister oft den Rücken stärkt, sagt dieser Zeitung, über die Zulagen sei mehrfach im Landtagsausschuss geredet worden. Er erwarte, dass dies in der Landesregierung schnell geregelt wird. „Das dauert uns zu lange. Wir brauchen das dringend.“
„Wenn man sich die reinen Zahlen anguckt, kann man ins Grübeln kommen“, sagt der Spd-abgeordnete Thomas Hartung. Aber der Eindruck, dass nichts passiert, sei definitiv falsch. „Natürlich wünschte ich mir auch, dass es schneller geht. Da aber nicht nur Geld ausgeschüttet werden kann, sondern alles auch beamten- und besoldungsrechtlich sauber sein muss, braucht man eine gewisse Prüfzeit“, sagt er.
Grünen-fraktionschefin Astrid Rothe-beinlich sieht bei allen Schwierigkeiten einiges auf dem Weg gebracht. Problematisch ist aus ihrer Sicht aber weiter das Einstellungsprozedere. „Wir haben immer wieder gemahnt, es brauche Vorverträge mit den Lehramtsanwärterinnen, so dass sie sich vor der Abschlussprüfung bewerben können.“Das sei leider nicht umgesetzt. „Da müssen wir schneller werden.“
Den letzten Satz würde CDUMANN Tischner sofort unterschreiben. „Thüringen bummelt und bremst wichtige Vorhaben aus. Im Wettbewerb mit anderen Bundesländern haben wir das Nachsehen.“